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Helfer

Praxis für Hypnose Hamburg

Dr. phil. Elmar Basse

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Helfer

In der Psychotherapie, zu der auch die Hypnose gehört, werden oft innere Helfer genutzt. Zum Beispiel ist es ein möglicher Weg, das eigene Erwachsenen-Ich in der Therapie einzusetzen, um einen früheren belastenden Zustand oder ein schmerzhaftes Geschehen auf sichere Weise neu zu erleben:


In der früheren Situation war das Ich vielleicht überfordert. Nachdem die Zeit vergangen ist und neue Ressourcen aufgebaut wurden, kann das heutige Ich des Patienten das damalige Geschehen neu erleben und damit auch anders verarbeiten.


Dazu wird es als Helfer genutzt, der in das Damals zurückgeführt wird, um dem früheren Ich beizustehen, auf eine andere, bessere Art mit den Geschehnissen umzugehen. Das soll dem Patienten dazu verhelfen, seine Vergangenheit neu zu betrachten und sogar aus ihr zu lernen: dass er nämlich Ressourcen hat, die er im Damals nutzen kann und die ihm daher auch im Hier und Jetzt sowie in der Zukunft verfügbar sind.


Helfer können auch andere sein, z.B. können es Freunde sein, die man im inneren Prozess aktiviert, um sie an seine Seite zu holen. Es können aber auch Menschen sein, denen man nie begegnete. Wenn jemand z.B. ein Vorbild hat, an dem er sich orientieren kann, so ist die Behandlungsidee, dass man es ebenfalls aktiviert: Das Vorbild soll herbeigeholt werden (natürlich in der Vorstellung), um dem Patienten beizustehen – durch sein vorbildhaftes Verhalten kann es ihm hilfreiche Wege aufzeigen, mit einer Schwierigkeit umzugehen.


In diesem Sinne schreiben Gilligan/Dilts, dass jeder von uns eine Reihe Mentoren bzw. Beschützer braucht, um mit den „Widrigkeiten und Beschwernissen“ der Lebensreise fertigzuwerden: einen „Kreis von Sponsoren, die uns lieben und uns auf unserer Reise unterstützen“ … „Wesen, die Sie sehen und Sie auf Ihrem Weg segnen. Wesen, die unterstützen, lehren, coachen und aufwecken“. Das brauchen keine lebenden Menschen zu sein, wie die beiden Autoren betonen, es könnten auch Persönlichkeiten aus der Geschichte oder spirituelle Wesen sein.1


Das Problem, das sich dabei stellt, ist allerdings das folgende: Der andere, der Helfer bzw. Sponsor, ist oftmals ja nicht anwesend, jedenfalls nicht körperlich, wenn wir ihn gerade dringend brauchen. Wir können ihn uns vorstellen, doch das ist bloß ein seelischer Akt, der es meistens nicht aufnehmen kann mit der Realität der Bedrohung, zumindest der Herausforderung, der wir uns gegenübersehen.


Oftmals, wenn wir in Nöten sind, stecken wir im Problemzustand. Die Gedanken beginnen zu rasen, wir sind im Flucht-/ Angriffsmodus. Das macht es natürlich besonders schwer, unsere eigenen Gedanken auf einen Helfer zu konzentrieren, der überhaupt nicht anwesend ist und den wir halluzinieren müssten.


Wäre der Mentor wirklich da, könnte er uns an der Hand nehmen oder den Arm auf die Schulter legen und uns ganz real unterstützen – doch der vorgestellte Freund tut das nur in der Vorstellung. Es bleibt, auch und gerade systematisch genutzt, z.B. in der Therapie, eine bloße Fantasiereise (vgl. Weltenbaum).


Das ist der Unterschied zur Anderswelt-Reise. Um noch einmal Axel Brück zu zitieren:


„Die Anderswelt-Reise ist kein Selbsterfahrungstrip, keine Fantasiereise und auch kein Tag-Traum­ge­bil­de. Sie führt nicht in das Unbewusste, Unterbewusste oder in andere Tiefen oder Untiefen der eige­nen Persönlichkeit. Die Anderswelt-Reise ist vielmehr real. Sie führt nach außen, in die ‚nichtalltägliche Wirklichkeit‘, in die ‚Anderswelt‘. Das Problem ist: Die Anderswelt-Reise kann ich nur als real und wirklich erleben, wenn ich akzeptiere, dass sie wirklich und real ist und an einen wirklichen und realen Ort führt.“2

 

Auch in der Anderswelt gibt es Helfer: Krafttiere und Heilerwesen. Sie sind, das ist der Unterschied, keine Produkte der Fantasie. Die Menschen in der heutigen Zeit werden sie sicher nur so verstehen, jedenfalls die allermeisten. Im Sinne des materialistischen Dogmas können sie nicht existieren, da sie nicht sinnlich wahrnehmbar sind.


In der materialistischen Welt gibt es sie ganz sicher nicht, das kann man unschwer zugestehen. Für die Menschen der frühen Zeiten waren sie aber trotzdem vorhanden, nur eben in der Anderswelt. Sprach man früher von Hilfsgeistern, von Kraft- oder Macht- oder Helferwesen, redet man heute nur von „Ressourcen“, die sich in einem Menschen finden, vielleicht in seinem Unbewussten.


So war es früher nicht gemeint. Ursprünglich waren es reale Reisen, die man zur Anderswelt unternahm und wo man Helferwesen traf, die tatsächlich vorhanden waren. Nur so hat es damals auch Sinn gemacht, sich auf die Jagd und den Kampf einzustellen:


„Die Berserker verwandelten sich symbolisch-magisch in einen Bären, um in ihre Kampf-Ekstase zu geraten. Die Berserker trugen oft ein Bärenfell als ihr Kennzeichen. Sie werden den Bären, von dem dieses Fell stammte, recht sicher selber getötet haben. Bei dieser Gelegenheit werden sie auch das Blut des Bären getrunken haben, um dessen Kraft zu erhalten. Die Berserker-Ekstase ist demnach zumindestens einmal eine Identifizierung mit dem Bären gewesen.“3


Ein bloßes Fantasieprodukt kann kein wirkliches Krafttier sein – es gibt dem Menschen keine Kraft, wenn er zugleich der Meinung ist, dass „es das nicht wirklich gibt“. (Das ist ungefähr so sinnlos, wie wenn ein atheistischer Mensch zu einer Pilgerstätte reist, „weil er nichts unversucht lassen will“.)


Nur mit dem Schritt in die Anderswelt kann die Kraftentfaltung gelingen. Wer alles für faulen Zauber hält, was er im Sinne des Materialismus nicht sehen, hören und anfassen kann, wird mit einer Fantasiereise, die ihm noch akzeptabel erscheint, womöglich nicht so viel erreichen, wie er selbst es sich wünschen mag: Denn es steht dann sehr zu befürchten, dass sein innerer kritischer Geist alles gänzlich abblocken wird, was ihm die Fantasie anbieten mag.




Anmerkungen:

1) Stephen Gilligan / Robert B. Dilts: Die Heldenreise, Paderborn 2013, S. 235f.

2) Axel Brück: Die Anderswelt-Reise, Uhlstädt-Kirchhasel 2004, S. 21

3) Harry Eilenstein: Die Götter der Germanen, Bd. 1, Kindle, S. 594


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