In der Hypnosetherapie ist die Reinkarnation als „Rückführung in vergangene Leben“ seit vielen Jahrzehnten schon ein Thema. Allerdings scheiden sich an ihm die Geister, wie auch an vielen anderen Themen.
Die Schulhypnose, die darauf setzt, als wissenschaftlich fundiert zu gelten, zeigt sich natürlich abwehrbereit. So wird von B. Peter vorgeschlagen, dass man alle dort „gewonnenen ‚Erkenntnisse‘ im Bereich des ‚Kreativ-Konstruktiven‘ belassen“ möge, „wenn sie die Zeit vor dem 3. Lebensjahr betreffen“ – und zwar „der wissenschaftlichen Einfachheit halber“.1
Man möge sie also so betrachten, als habe sie sich die Versuchsperson gewissermaßen ausgedacht, wobei das schon abwertend klingen würde, und so wird es nicht gemeint. Eher ist die Idee dahinter, dass die jeweilige Person, die eine Wiedergeburt „erlebt“, irgendwie Erlebnisse hat, die sich auf „kreative“ Weise in ihrem eigenen Inneren bilden können.
Warum und wieso, soll man nicht fragen, sondern sie vielmehr so behandeln, als wären es einfach „Konstruktionen“, schöpferische innere Akte, beispielsweise ungefähr so, wie wenn jemand einen Geschichtsroman schreibt. Da würde man ihm nicht gerecht werden können, wenn man ihn darauf hin untersucht, ob die Dinge, die er erzählt, wirklich so gewesen sind. Tatsächlich sind sie nur „ausgedacht“, das ist im Grunde das Urteil dahinter.
Die Quellenlage ist kompliziert, das muss auch Burkhard Peter zugeben. Es gibt dokumentierte Fälle, die sich nicht einfach wegwischen lassen. Man kann sie aber natürlich bezweifeln, und ein geübter Wissenschaftler, das habe ich früher schon geschrieben (Alternativ- und Schulmedizin), kann jede einzelne Theorie zerpflücken.
Es wäre natürlich am einfachsten, wenn man schlichtweg feststellen könnte, ob die Daten und Fakten stimmen, die eine Versuchsperson wiedergibt, wenn sie in ein früheres Leben mittels Hypnose zurückgeführt wird.
Gerade dieser einfachste Test wird allerdings, das muss man wohl sagen, sehr, sehr häufig nicht bestanden. Was die Versuchsperson erlebt, scheint keine „historische Wahrheit“ zu sein, jedenfalls in vielen Fällen.
Deshalb braucht es nicht falsch zu sein. Denn es ist die Anderswelt, in die die einzelnen Menschen reisen, wenn sie ein früheres Leben betreten. Man wird auch den Weltenbaum nicht finden, und wenn man die ganze Welt absucht, denn er steht in der Anderswelt.
Ist er deswegen Einbildung? Fantasieren die Menschen nur, die eine Wiedergeburt erleben?
Mir haben Menschen selbst erzählt, dass sie im Zustand der Hypnose etwas von früher erinnerten, aus dem Alter von 1 bis 2 Jahren, das ihre Eltern bestätigten – also aus einer Zeit heraus, die vor dem 3. Lebensjahr lag (siehe oben, B.Peter, der genau das bestreiten will).
Für die allermeisten Menschen ist die Frage wohl weniger, was die Wissenschaft dazu meint, sondern es ist eine Glaubensfrage: ob sie an frühere Leben sowie Reinkarnation „glauben“.
Sehr häufig dürfte es so sein, dass man auf Abwehr und Ablehnung stößt, wenn man über Reinkarnation spricht – ähnlich wie über andere Themen, die zum Bereich des Spirituellen oder des Religiösen gehören.
Der vorherrschende Materialismus (es gibt nur das, was ich mit den Sinnen wahrnehmen kann, und alles andere ist gar nicht da) sperrt die Menschen davon ab. Das aber führt dann gerade dazu, dass sie gar nicht erst dazu kommen, sich mit dem Thema zu befassen und sich eine Meinung zu bilden, die dem Thema gerecht werden kann.
So schreibt Thorwald Dethlefsen (bezogen auf anderes Spirituelles), dass schon bei der Erwähnung des Themas „für viele die Unlogik beginnt, ja die Unmöglichkeit, auch nur einen Gedanken an solch einen ‚Unsinn‘ zu verschwenden. Anschließend fällen jedoch dieselben Leute Urteile … schimpfen und diskutieren über eine Sache, von der sie – Gott sei Dank, wie sie meinen! – nicht die geringste Ahnung haben.“2
Es ist hier wie mit all den Themen, über die ich jeweils schreibe:
- Es ist ein weit verbreiteter Glaubenssatz, dass man „nicht nicht denken könne“ – dass es unvermeidlich sei, dass man ständig Gedanken habe. Dass das tatsächlich ganz falsch ist und prinzipiell jeder frei sein kann von der ständigen Grübelei, wird man ihm kaum erklären können. Er kann es aber durchaus erfahren. Um eine Hypnose einzuleiten, ist es gerade erforderlich, diesen Zustand zu erreichen. Da alle Hypnose, so lautet die Lehre, immer Selbsthypnose ist, kann das auch jeder für sich selbst. Das wird er aber nur dadurch erfahren, dass er diese Erfahrung macht.
- Der Weg in die innere Ruhe und den inneren Frieden hinein ist nur dadurch zu erleben, dass man sich wirklich auf ihn begibt. Das gilt auch für den Weg zur Liebe und zu allen anderen Erfahrungen, die jenseits des Materialismus liegen.
Dass man sich dabei verirren kann und dass man auf Abwege gelangen kann, ist leider eine Möglichkeit, die man dabei nie ausschließen kann.
Das gilt auch für die Wiedergeburt. Ob man dabei etwas erlebt und welche Bedeutung es besitzt, kann man letztlich nur dadurch erkennen, dass man damit Erfahrungen macht.
Es ist darum nicht eine nur eine Frage des Glaubens, sondern stattdessen der Offenheit, sich auf Wege zu begeben und herauszufinden wollen, was man dabei erleben kann.
In meiner eigenen Hypnosepraxis schlage ich interessierten Menschen gerne vor, den Weg in die Anderswelt zu beschreiten, indem sie sich zum Ziele setzen, zu dem Weltenbaum zu reisen. Denn dies ist ein Reiseziel, das es Menschen sehr erleichtert, in der nichtmateriellen Welt ihre Erfahrungen zu machen, auf Wunsch hin auch in der Vergangenheit, und zwar auf eine geschützte Weise.
Denn der Weltenbaum ist ein Ziel, das Menschen in allen bekannten Kulturen, in jeweils eigener Ausprägung, immer schon innerlich aufgesucht haben. Es ist ein ur-menschlicher Ort, an dem altes Menschheitswissen kondensiert gesammelt ist und der auch allen Schutz einschließt, den wir Menschen benötigen, um uns Erfahrungen öffnen zu können.
Anmerkungen:
1) Burkhard Peter: Altersregression, in: Dirk Revenstorf / Burkhard Peter (Hg.), Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin, Heidelberg 2009, S. 289
2) Thorwald Dethlefsen: Das Leben nach dem Leben, München 1974, S. 103