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Die Analogieketten

Praxis für Hypnose Hamburg

Dr. phil. Elmar Basse

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Die Analogieketten

Für die Wirklichkeit, in der wir leben, gibt es nicht nur ein Ordnungssystem, sondern es sind verschiedenste möglich. Je nach dem Erkenntnisinteresse und je nach angewandtem System, z.B. dem Periodensystem der chemischen Elemente oder der 4-Elemente-Lehre, kann das Resultat sehr verschieden aussehen.


Gemäß der 4-Elemente-Lehre sind es, wie der Name schon sagt, exakt 4 Elemente, aus denen sich die Wirklichkeit mischt. - Hier stellt sich womöglich mancher die Frage, warum es gerade 4 davon sind und nicht mehr oder weniger.


Man könnte darauf hinweisen, dass auch im Buddhismus die 4 Elemente als wirklichkeitsgestaltend gelten (wobei die „Leere“ als fünftes Element noch hinzukommt, wodurch also tatsächlich eine 5-Elemente-Lehre entsteht; aber auch in der griechischen Antike wurde von Aristoteles der Äther als 5. Element ergänzt).


Das wäre aber keine Erklärung, sondern eher nur ein Hinweis, dass Menschen verschiedener Kulturen der einen, ewigen Wahrheit nachgehen, auch und gerade im esoterischen und im spirituellen Bereich.

 

Max Lüscher erklärt es folgendermaßen:


„Wenn wir etwas, das ursprünglich als Einheit erscheint, beurteilen möchten, dann teilen wir es in polare Gegensätze: in links und rechts, in oben und unten, in sympathisch und unsympathisch usw. Jede Beurteilung wird jedoch noch treffender, wenn nach der ersten Unterscheidung noch eine zweite erfolgt, zum Beispiel zwischen jung und alt. Weil 2 mal 2 bekanntlich 4 ergibt, entsteht durch diese zweifache Beurteilung eine 4-heit. Auf diese Weise entstehen die 4 ‚Elemente‘ und alle Systeme mit 4 Typen.“1


Von Lüscher stammt der „Lüscher-Farbtest“, bei dem die Testpersonen zwischen verschiedenen Testfarben wählen, die ihnen dargeboten werden. Aus ihrer Wahlentscheidung lässt sich nach Lüscher auf Persönlichkeitseigenschaften schließen.


Ich selbst habe in meiner Praxis den Farbtest lange Zeit angewendet. Die Ergebnisse waren verblüffend, die Testpersonen bestätigten meist, dass sie sich wiedererkennen würden, wenn die Ergebnisse vorgelegt wurden.


Für die Anwendung entscheidend ist jedoch die Vorgabe: Die Testperson soll nicht „überlegen“, welche Farbe ihr gefällt, sondern „aus dem Bauch“ entscheiden. Speziell im „kleinen Lüscher-Test“, der nur wenige Farbtöne nutzt, kann es hier sonst zu Fehlern kommen.


Es gibt nämlich durchaus Menschen, die z.B. auf die Frage, wie es ihnen gehen würde oder was sie gerade beschäftigt oder was sie momentan fühlen, erst einmal etwas nachdenken müssen. Was in ihnen gerade geschieht, tritt ihnen nicht sogleich ins Bewusstsein, sondern nimmt den Weg übers Denken. Andere fürchten, dass der Tester ihnen in die Karten schaut, und entscheiden sich für Farben, mit deren Wahl sie „gut dastehen“ wollen.


Das scheint mir auch der Grund zu sein, warum viele Schulwissenschaftler zu der Meinung gelangen konnten, dass der Test nicht „gül­tig“ sei: Wird nicht wirklich klargemacht, dass „der Bauch“ entscheiden soll, kann die Fehlerquote steigen.


Die Bedeutung der Farben

Die vier Farben, die Lüscher verwendet, nämlich Rot, Blau, Gelb sowie Grün, entsprechen den vier Elementen: Feuer, Wasser, Erde, Luft. Das stellt Lüscher selbst heraus.


Was hier auf dem Prüfstand steht, ist die 4-Elemente-Lehre, die die Wissenschaft ablehnt und für „über­wunden“ erklärt.


Wenn z.B. die Farbe Rot einerseits für das Feuer steht und andererseits Eigenschaften entspricht, die sich im Charakter des Menschen finden, der auf diese Farbe anspricht – dann kann man ja folglich auch sagen, dass in ihm das Feuer wirkt. Das aber ist nun genau das, was die 4-Elemente-Lehre geradewegs behauptet hat.


Wenden wir uns hier nur der Farbe Rot zu, so finden wir bei Lüscher die folgenden Beobachtungen:

- „Wenn du Orangerot einige Zeit betrachtest, werden deine Atmung und dein Puls schneller, der Blutdruck steigt an.“

- „Als amerikanische Studenten das Orangerot des Lüscher-Tests einige Minuten betrachteten, haben sich ihre vegetativen Körperfunktionen gesteigert.“

- „Ein algerischer Forscher, Benoit, hat Erpeln (männlichen Enten) die Augen mit einer schwarzen Binde verdeckt. Ihre sexuelle Tätigkeit erlahmte. Dann hat er Erpel während 120 Stunden unter orangerotes Licht gesetzt. Die Größe der Hoden verdoppelte sich nahezu. Die sexuelle Aktivität steigerte sich.“2


Rot ist die Farbe der Erregung, der Anregung und Aufregung. Sie wirkt „innerlich als eine sehr lebendige, lebhafte, unruhige Farbe“.3

 

Hier kommen wir nun zu den Analogieketten. Was haben die folgenden Begriffe gemeinsam?


Feuer, Feuerwehrmann, Feuerwehrwagen, Feuerlöscher, Warnhinweis, Stoppschild, Notarzt, Krankenwagen, Hitze, Gefahr, Wut, Blut, Erotik / Sex / Verführung, Leidenschaft, Impulsivität, Unbeherrschtheit, Cholerik, Risikofreude, Ehrgeiz, Chirurg, Jäger, Schmerz, Macht, Krieg / Schlachtfeld, Schärfe, vulkanische Landschaften, Operationssaal, scharfe Paprika, Raubtiere …


Oder etwas anders gefragt: Welche Farbe passt zu diesen Begriffen?


Die meisten würden wohl auf Rot tippen. Und auf Feuer als Urprinzip, das in ihnen enthalten ist und das die verschiedenen genannten Begriffe zu einer Analogiekette verbindet.


Der Begriff der Analogiekette meint, dass sich auf den verschiedenen Ebenen der Wirklichkeit jeweils Repräsentanten eines bestimmten Urprinzips zeigen, und zwar hier des Urprinzips Feuer, das beispielsweise im Bereich der Farben (Rot), des Körpers (Blut), im Tierreich (Raubtiere), der Berufe (z.B. Feuerwehrmann, Soldat, Chirurg), der Temperamente (hier Cholerik) u.a.m. seine Verkörperungen findet.


Nun kann man skeptisch einwenden, dass es vielleicht schwerfallen mag, mit einem unbefangenen Blick das Gemeinsame zu erkennen, das den Repräsentanten eignet. Sie scheinen doch zu verschieden zu sein, als dass man sie ganz unverzagt in eine Reihe stellen möchte.

Hier hilft der Philosoph Ludwig Wittgenstein weiter, von dem der Begriff der Familienähnlichkeit stammt:


„Betrachte z.B. einmal die Vorgänge, die wir ‚Spiele‘ nennen. Ich meine Brettspiele, Kartenspiele, Ballspiele, Kampfspiele, usw. Was ist allen diesen gemeinsam? – Sag nicht: ‚Es muss ihnen etwas gemeinsam sein, sonst hießen sie nicht ‚Spiele‘‘, sondern schau, ob ihnen allen etwas gemeinsam ist. – Denn wenn du sie anschaust, wirst du zwar nicht etwas sehen, was allen gemeinsam wäre, aber du wirst Ähnlichkeiten, Verwandtschaften, sehen, und zwar eine ganze Reihe.


Wie gesagt: denk nicht, sondern schau! - Schau z.B. die Brettspiele an, mit ihren mannigfachen Verwandtschaften. Nun geh zu den Kartenspielen über: hier findest du viele Entsprechungen mit jener ersten Klasse, aber viele gemeinsame Züge verschwinden, andere treten auf. Wenn wir nun zu den Ballspielen übergehen, so bleibt manches Gemeinsame erhalten, aber vieles geht verloren. - Sind sie alle ›unterhaltend‹. Vergleiche Schach mit dem Mühlfahren. Oder gibt es überall ein Gewinnen und Verlieren, oder eine Konkurrenz der Spielenden? Denk an die Patiencen. In den Ballspielen gibt es Gewinnen und Verlieren; aber wenn ein Kind den Ball an die Wand wirft und wieder auffängt, so ist dieser Zug verschwunden. Schau, welche Rolle Geschick und Glück spielen. Und wie verschieden ist Geschick im Schachspiel und Geschick im Tennisspiel. Denk nun an die Reigenspiele: Hier ist das Element der Unterhaltung, aber wie viele der anderen Charakterzüge sind verschwunden! Und so können wir durch die vielen, vielen anderen Gruppen von Spielen gehen. Ähnlichkeiten auftauchen und verschwinden sehen.


Und das Ergebnis dieser Betrachtung lautet nun: Wir sehen ein kompliziertes Netz von Ähnlichkeiten, die einander übergreifen und kreuzen. Ähnlichkeiten im Großen und Kleinen.


Ich kann diese Ähnlichkeiten nicht besser charakterisieren als durch das Wort »Familienähnlichkeiten«; denn so übergreifen und kreuzen sich die verschiedenen Ähnlichkeiten, die zwischen den Gliedern einer Familie bestehen: Wuchs, Gesichtszüge, Augenfarbe, Gang, Temperament, etc. etc. - Und ich werde sagen: die ›Spiele‹ bilden eine Familie.“4


Wie entdeckt man die Repräsentanten, die dem Urprinzip zugehören? In der Tat ist es ein Entdecken, ein kreatives Aufspüren. Was zu einem Prinzip gehört, ist nicht irgendwo festgelegt. Es ist die Intuition des Menschen, der in den Menschen, Dingen, Vorgängen etwas Gemeinsames erkennt. Nicht selten sind es darum auch Dichter oder allgemein Schriftsteller, die einen Blick auf die Welt werfen, der uns Zusammenhänge eröffnet, die uns vorher verschlossen waren.


So zeigen sich Wut und leidenschaftliche Liebe als Repräsentanten, denn auch wenn sie noch so verschieden aussehen, haben sie es beide gemeinsam, dass sie „Gefühle starker Erregung“ sind. Bei Wut sagt man dementsprechend auch gern, dass der Betreffende „rotsehen“ würde.5 Rot ist das Herz, dem wir die Liebe zuordnen, aber auch der „Rotlichtbezirk“, die „feurige“ Liebe und Leidenschaft, und es gibt auch den „Feuerkopf“.


Dabei sei noch einmal betont: Wenn wir über Feuer sprechen und es als ein Urprinzip meinen, dann ist es eben nicht das Feuer, das sich uns „materiell“ zeigt, z.B. wenn ein Haus abbrennt. Ein Haus nämlich, das Feuer fängt und mit Wasser gelöscht werden muss, ist mit Feuer in Kontakt gekommen, und zwar durchaus mit dem Urprinzip, aber so, wie es sich materialisiert. Auch ein Mensch, der „Feuer fängt“, ist mit Feuer in Kontakt, aber wir meinen damit nicht, dass er sich auf dem Scheiterhaufen be­findet, also real-materiell brennt.


Funktion der Analogieketten

Mit dem Mittel der Analogiekette können wir nun die Wirklichkeit ordnen. Wir können also dem Urprinzip durch die verschiedenen Ebenen folgen, die die Welt uns darbietet, und werden überall neugierig sein, was auf jeder Ebene wohl ein Repräsentant sein wird für das jeweilige Urprinzip.


Solche Ebenen können sein: das Wetter / Klima (z.B. Hitze); Orte und Situationen (z.B. Schlachtfeld, Operationssaal); Geschmack (z.B. scharf, beißend); Berufe (z.B. Feuerwehr, Waffenschmied); Organe (z.B. das Herz); Stimmungen (z.B. Wut, Risikofreude) und viele andere mehr.6


Nun können wir den Analogieschluss verwenden, nämlich vom einen aufs andere schließen, nach dem Prinzip der Ähnlichkeit. Denn wenn sich ein Urprinzip auf einer bestimmten Ebene realisiert, wird es sich auch auf den anderen zeigen.


Bleiben wir weiterhin beim Feuer:

Die grob-materielle Ebene ist das reale Element Feuer („es brennt“). Dem entspricht als Repräsentant Wärme, Hitze, doch auch Gefahr (z.B. bei einem brennenden Haus).


„Gefahr“ ist der Farbe Rot zugeordnet, ebenso wie das Feuer selbst. Rot ist auch das Feuerwehrauto (Ebene des Sozialen bzw. der staatlichen Institutionen).


Wir wenden uns den Menschen zu. Was können wir also analog schließen, wenn wir von einem Menschen wissen, dass er bei der Feuerwehr ist?

Offenbar zieht es ihn hin zum Feuer, sonst hätte er kaum den Beruf ergriffen. Gefahr ist ein Thema in seinem Leben, aber auch der Umgang damit, also ein Hilfe bietender Umgang. Mutmaßlich ist er ein „zupackender“ Mensch und kein in sich gekehrtes Wesen, und zwar schon allein deshalb, weil bei der Feuerwehr wichtig ist, dass man im Team arbeiten kann. Es dürfte bei ihm wohl nicht so sein, dass er zwei linke Hände hat, er ist praktisch orientiert und kein Theoretiker.


Auch wenn es durchaus sein kann, dass eine längere Zeit vergeht, bis es schließlich zum Einsatz kommt, muss er dazu imstande sein, sein eigenes inneres Spannungssystem ohne Weiteres „hochzufahren“. Er muss also stets „sprungbereit“ sein.


Wir können analog erschließen, dass er - mutmaßlich - auch in anderen Lebensbereichen sich ganz ähnlich verhalten könnte, z.B. in seinem privaten Leben (jedenfalls wenn wir nur auf „Feuer“ achten, darauf komme ich unten noch).


Auch in anderen Lebensbereichen wird er wahrscheinlich dazu neigen, die Dinge eher praktisch zu sehen, wird zum Zupacken geneigt sein, wird eine gewisse Grundspannung zeigen. Und es wäre nicht überraschend, wenn er auch mal „aus der Haut fahren kann“, obwohl er vermutlich die Fähigkeit hat, seine eigene innere Spannung einigermaßen zu kontrollieren.


Nun ist entscheidend zu beachten, dass im Menschen und der ganzen Welt nicht nur ein einzelnes Urprinzip herrscht, sondern ganz verschiedene. Wie z.B. ein Mensch sich verhält, hängt von dem Mischungsverhältnis ab, mit dem die Urprinzipien, die Elemente, in ihm jeweils vorliegen.


So könnte z.B., und zwar in der Mischung mit Feuer, auch das Wasser als Urprinzip in ihm stark vertreten sein. Er würde dann vielleicht in seinem Privatleben dieses Element stärker leben, könnte dort sehr sensibel sein, außerdem gefühlsbetont, was er vielleicht bei seiner Arbeit eben nicht gut ausleben kann, obwohl es auch dort in ihm steckt, aber keinen Ausdruck findet.


Nun noch ein weiterer Aspekt, der das Ganze illustriert und es gewissermaßen gerichtsmedizinisch validiert. Öfters kann man davon hören, dass Feuerwehrleute dazu neigen, selbst als Brandstifter tätig zu werden. Dazu der folgende Zeitungsbericht:


„Dass Feuerwehrleute unter Brandstiftern … überdurchschnittlich oft vertreten sind, ist nicht nur ein Klischee, wie der langjährige Gerichtsmediziner Josef Sachs auf Anfrage erklärt. Wer vorsätzlich Brände legt, habe vielfach eine besondere Affinität zu Feuer, erläutert Sachs.“ Und Frank Urbaniok, Professor und Gutachter für forensische Psychiatrie, erklärt: „Wer ein besonderes Verhältnis zum Feuer hat, geht eher zur Feuerwehr“, wobei er allerdings ausdrücklich betont, „dass es sich bei Feuer legenden Feuerwehrleuten um eine kleine Untergruppe handele, die bei Weitem nicht die Mehrheit der Brandstifter darstelle“.

 

Lüschers Farbscheibe

In Lüschers Buch „Der 4-Farben-Mensch“ findet sich eine Farbscheibe, auf der die Farben Rot, Blau, Gelb und Grün in einem Kreis dargestellt sind. Mithilfe dieser Farbscheibe (der 4-Elemente-Lehre entsprechend) kann man nach Max Lüscher erkennen, zu welchem Typ ein bestimmter Mensch in einem bestimmten Lebensbereich zählt.


Dazu muss man einen Menschen ansehen oder aber an ihn denken, den man gut kennt, und entscheiden, welcher Farbtyp auf ihn zutrifft. Folgt man den weiteren Anweisungen, die Max Lüscher noch dazu gibt, kann man mithilfe der Farben erkennen, wie sich der Mensch typischerweise verhält.


Die deutlich umfassendere Typisierung ist mit dem originalen Lüscher-Test möglich, der aus „23 speziellen, standardisierten Test-Farben“ besteht, die dazu dienen, „genau zu beschreiben, wie sich jemand in typischen Situationen in typischer Weise verhält, z.B. bei neuen Begegnungen oder gegenüber nahestehenden Menschen oder bei Herausforderungen“.7


Daraus ergibt sich wiederum, dass das jeweilige Deutungssystem nicht auf die Zahl 4 festgelegt ist. Das Periodensystem der chemischen Elemente umfasst beispielsweise mehr als 100, Lüschers originaler Test 23, für viele andere Verfahren gibt es ganz unterschiedliche Elemente, Mischungsverhältnisse und Deutungsregeln.


Die Verfahren sind jeweils mehr oder minder zweckdienlich, aufwendig und präzise. Es kommt am Ende darauf an, womit sich am besten arbeiten lässt. Auch die 4-Elemente-Lehre hat in ihrer Anwendung viele Entwicklungsschritte durchlaufen und Differenzierungen erlebt, denn die besagten 4 Elemente bilden ja nur das Grundgerüst, aus dem die Wirklichkeit zusammengesetzt ist.

 

Die Vierheit

Dass es 4 Elemente sind, bzw. bei Lüscher 4 Farben, hatte sich oben schon erklärt. Eine andere, zahlenmystische Erklärung hatten wir früher schon gefunden, bei dem Philosophen Pythagoras. Hier hatte sich nämlich erwiesen, dass aus dem Einen (der 1) über die Aufteilung in die 2 die Schöpfung in der 3 entsteht, die sich selbst wiederum in der 4 als Materie realisiert.


„Die Gesamtheit von Eins, Zwei, Drei und Vier in ihrer ungestörten, unverzerrten Gestalt nannte Pythagoras ‚Tetraktys‘, Vierheit. Sein Bestreben war es, dieser Vierheit ähnlich zu werden. Er lebte aus der Einheit“, die sich in die Zweiheit aufteilte, „und wurde bewusst schöpferisch: die Dreiheit. So entstand ein Leben, die Vierheit, in dem Eins, Zwei und Drei rein ausgedrückt waren. … Die unverbrüchliche Verbundenheit der vier Prinzipien … drückten die Pythagoreer durch die Summe 1 + 2+ 3 + 4 = 10 aus.“8


Die 10 gilt als „vollkommene Zahl“. „Über sie hinaus kann man nicht zählen, außer durch Wiederholung; sie schließt daher entweder alle Zahlen in sich ein oder erzeugt dieselben durch sich und die in ihr enthaltenen vermittelst der Vervielfachung.“9


Sie ist auch die Basis des Dezimalsystems, das auf die Zahl der zehn menschlichen Finger zurückgeht. 





Anmerkungen:

1) Max Lüscher: Der 4-Farben-Mensch, Berlin 2010, S. 18

2) a.a.O., S. 95f.

3) a.a.O., S. 97

4) Ludwig Wittgenstein: Philosophische Untersuchungen, Frankfurt / M. 2003, 66, 67

5) Lüscher, a.a.O., S. 96

6) Ausführlich dazu: Rüdiger Dahlke, Nicolaus Klein: Das senkrechte Weltbild, München 1993

7) Lüscher, a.a.O., S. 132

8) Konrad Dietzfelbinger: Pythagoras, Königsdorf 2005, S. 48

9) Agrippa von Nettesheim: Die magischen Werke, Wiesbaden 2008, S. 218



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