Spätestens dann, wenn Probleme entstehen, wenn wir auf Blockaden stoßen, stellt sich die entscheidende Frage in der Sicht der generativen Hypnose: Wo ist meine erste Aufmerksamkeit?
Bei den meisten ist sie „im Kopf“, es sind die Gedanken, die einen bedrängen, es ist der innere Grübel-Prozess, das ständige Gedankenrasen. Es kann aber genauso gut sein, dass die erste Aufmerksamkeit bei der konkreten Situation ist, in der der Mensch sich gerade befindet.
In der Begegnung mit anderen Menschen – z.B. bei einer mündlichen Prüfung oder in einer Eifersuchtssituation – oder sonstigen Problemsituationen, z.B. dem Abheben des Flugzeugs für den flugangstgeplagten Menschen oder der Begegnung mit Schlangen, kann die erste Aufmerksamkeit ganz auf das Problem gerichtet sein, wie auch immer man es benennt.
Jeder kann spüren, was dann geschieht: Man gerät unter Spannungsdruck, das Innenleben zieht sich zusammen, emotionaler Stress entsteht, wir blockieren energetisch, die Energie steigt nach oben, die Atmung droht flach und schnell zu werden, Blutdruck und Pulsfrequenz steigen an, wir schalten auf Flucht oder Angriff um oder drohen zu erstarren.
Wir können dann nicht mehr kreativ handeln, und darum ist der erste und wichtigste Schritt, diese Blockade aufzuheben. Wir müssen uns aus ihr befreien, um dem Leben und den Problemen, die es uns jeweils stellen kann, angemessen gerecht zu werden.
Also ist die wichtigste Frage: Wo ist meine Aufmerksamkeit? Wenn sie „im Kopf“ oder „bei dem Problem“ ist, dann ist Energie blockiert. Die Aufgabe ist, sie fließen zu lassen, um die Erstarrung zu beheben.
Das geht aber am ehesten dann, wenn wir bewusst Kontakt aufnehmen zu der Quelle der Energie. Dort ist nämlich ein Mangel entstanden: Unser energetisches Zentrum verlagert sich meistens in den Kopf, wenn wir vor Problemen entstehen. Und das geht auf Kosten des Körpers.
Stephen Gilligan beschreibt es am Beispiel eines sich streitenden Ehepaares: „Sie zeigt mit ihrem Finger und hebt ihre Stimme. Als Reaktion darauf fixieren sich die Augen des anderen aus Angst oder Wut auf den anderen, sein Körper ist angespannt und steif. Beide Partner widmen ihre primäre Aufmerksamkeit dem anderen …“1 (siehe auch Alarmreaktion). Ihrer beider Stresslevel steigt, und eine Entladung droht, die beide vermutlich später bereuen.
Ein neutraler Beobachter könnte wahrscheinlich unschwer erkennen, was die Betroffenen selbst nicht sehen: dass sie gefangen sind in einer Blase ihres eigenen Stresszustands. Wird die Blase nicht aufgelöst, können Verletzungen entstehen, psychisch, aber auch körperlich.
Der Beobachter könnte erkennen: Es bedarf eines Stopp-Signals. Die Konfrontation muss aufgelöst werden, damit die Betroffenen überhaupt verstehen, was in ihnen gerade geschieht und was in der Situation sich vollzieht. Das nämlich können sie nicht mehr wahrnehmen, solange sie im Problemzustand sind. Hier sehen sie irgendwann nur noch „das Weiße in dem Auge ihres Feindes“.
Was es zu erkennen gilt: In der konkreten Problemsituation, die ein Mensch jeweils erlebt, droht er sein Zentrum zu verlieren. Genauer gesagt: Es steigt in den Kopf und führt dort eine Blockade herbei. Um dann wieder ins Fließen zu kommen, müssen Energiequellen aufgesucht werden, die deutlich tiefer im Menschen liegen. Das ist mit Zentrieren gemeint.
Anmerkungen:
1) Stephen Gilligan: Liebe dich selbst wie deinen Nächsten, Heidelberg 2004, S. 118