Wenn Menschen an Problemen leiden, die sie einfach nicht lösen können, oder an psychischen Symptomen, sagen sie häufig, sie seien „im Kopf“.
Wenn sie z.B. nicht rauchfrei werden, obwohl sie sich darum bemühen, ist die häufige Erklärung, irgendetwas „im Kopf“ sei blockiert. Wenn sie Angst vor etwas haben, aber zugleich der Meinung sind, dass sie „eigentlich“ grundlos sei, sagen sie häufig, sie wüssten „vom Kopf her“, dass sie keine Angst haben bräuchten. Wenn sie eifersüchtig sind, obwohl sie keinen Grund dafür sehen, ist die Rede sehr geläufig, dass die Eifersucht „im Kopf“ sitzen würde.
In diesem Sinne scheint „der Kopf“ zum einen die Ursache von allem zu sein, andererseits zugleich die Lösung: Der Kopf müsste sein Kopfproblem lösen – tut es aber bislang leider nicht.
Löst man sich von der Kopf-Fixierung und betrachtet den ganzen Menschen, rückt zugleich der Leib in den Blick. Dabei wird dann leicht erkennbar, wie verhängnisvoll es ist, wenn man das Problem, das man hat, in seinem Kopf lokalisiert.
Der Problemzustand des Menschen ist im ganzen Menschen vorhanden, keinewegs allein im Kopf. Wer den Körper „lesen“ kann, wird dabei schnell wahrnehmen können, dass ein Mensch mit einem Problem in keinem guten Zustand ist. Es reicht schon ein Blick auf die Atmung des Menschen und auf seine Körperspannung, um unschwer erkennen zu können, dass der Alarmzustand des Menschen keineswegs nur im Kopf besteht, sondern den ganzen Körper erfasst.
Fragt man aber den Menschen danach, der ein Problem mit sich trägt, wie es ihm denn körperlich gehe, ob er sich irgendwie angespannt fühle, ist die häufigste Antwort: „Normal.“
Gemeint scheint zu sein, es sei „alles ok“, soweit es den eigenen Körper betreffe (denn das Problem sitzt ja „im Kopf“).
Fragt man genauer nach der Atmung, ob sie z.B. schnell und flach sei oder eher ruhig und tief, wird der andere schon bald gereizt.
Weder versteht er die Fragerichtung (was hat denn bitte schön meine Atmung mit dem Problem „im Kopf“ zu tun?), noch kann er eine Antwort geben, außer der einen, schon bekannten, dass die Atmung „ganz normal“ sei.
Doch Gilligan/Dilts beschreiben es so, dass, „wenn man sich um ein Problem kümmern möchte“, es sehr häufig passieren würde, „dass der Körper quasi einfriert. Und wenn er eingefroren ist, dann findet man keinen Weg aus der Box.“
Im Grund weiß das wohl jeder Mensch, macht es sich jedoch nicht bewusst. Unsere Sprache ist da sehr deutlich, nämlich körperorientiert: Wir sagen, jemand sei „starr“ vor Angst; er sei innerlich „aufgewühlt“; der andere würde „gleich explodieren“; oder er sei „am Boden zerstört“ ...
Die Beschreibungen, die wir wählen, um psychische Zustände zu artikulieren, sind weitgehend körpersprachlich geprägt. Das Kuriose ist jedoch, dass es den Menschen so sehr danach drängt, sich nur mit seinem „Kopf“ zu befassen und den Körper zu vergessen.
Man kann Probleme jedoch nicht „lösen“, wenn man in einer „Blockade“ steckt (lösen, loslassen, blockieren – alles Worte des Körperlichen).
Es herrscht die alte Leib-/Seele-Trennung: Der Körper sei eine Art von Maschine, die vom „Kopf“ beseelt werden würde. So wird man jedoch sich selbst nicht gerecht.