Um Probleme lösen zu können, empfiehlt es sich, sie zu verstehen. Manches löst sich zwar auch selbst, sowohl körperlich als auch psychisch. Wenn es aber nicht einfach verschwindet, versuchen wir die Gründe zu finden.
Hier herrscht nun sehr verbreitet der Glaube, man müsse in die Kindheit schauen, was dort wohl schiefgelaufen sei, sodass man heute Probleme hat. Denn die frühe Kindheit sei prägend, aus ihr erklären sich die Symptome.
Das aber ist nicht unumstritten, denn die Zwillings- und Pflegekindforschung lässt manches in anderem Licht erscheinen (vgl. den Artikel von Robert Plomin: "
Sie werden, was sie sind. Eltern können auf die Persönlichkeit ihrer Kinder kaum Einfluss nehmen. Jahrzehntelange Forschungen zeigen: Die wichtigsten Charaktermerkmale von Menschen sind von Geburt an festgelegt - sagt der Verhaltensgenetiker"; vgl. auch:
Robert Plomin: Interview).
Ohne hier Stellung beziehen zu müssen, können wir uns aber fragen: Wie vollzieht sich tatsächlich Erkenntnis in weiten Bereichen unseres Lebens? Wir schauen nicht erst in die Kindheit zurück, sondern stellen Vergleiche an.
Bei körperlichen Symptomen z.B. fragen sich viele Menschen zunächst, ob sie ganz allein damit sind. "Bin ich der Einzige, der das hat?" "Hast du so was auch schon gehabt?" Das sind die Fragen, die sich uns stellen. Denn wir müssen für uns klären, wie wir es einzuordnen haben. Der Vergleich mit anderen lehrt, ob etwas problematisch ist. Deshalb googeln so viele Menschen, um ihre Probleme verstehen zu können.
Auch die ärztliche Diagnostik vollzieht sich in weiten Bereichen ganz ähnlich: Die individuellen Symptome, die der Arzt beobachten kann, bringt er mit seinem Wissen zusammen, das er bei anderen gewonnen hat. Er vergleicht, prüft und sortiert, um Ähnlichkeiten zu entdecken. Erst vor diesem Horizont ist die Frage dann überhaupt sinnvoll, was das jeweils Besondere ist, das der einzelne Mensch aufweist.
Bei psychischen Themen ist es entsprechend. Z.B. beim Thema Eifersucht: Verbreitet ist hier die Idee, man müsse in der Kindheit forschen, um die Ursachen zu finden.
Doch die Diagnostik funktioniert anders. Die entscheidenden Fragen lauten: Was kennzeichnet die Eifersucht? Was haben eifersüchtige Menschen gemeinsam? Und zeigt es sich beim einzelnen Menschen? Wenn ja, in welcher Ausprägung?
Das setzt Menschenkenntnis voraus. Je mehr Menschen ein Therapeut kennt und je mehr Erfahrung er hat, desto besser versteht er die Muster, die den Symptomen zugrundeliegen.
Diese Erfahrung ist es dann auch, die es dem Therapeuten ermöglicht, Aussagen darüber treffen zu können, womit die jeweiligen Symptome in Verbindung stehen könnten, was also die tieferen Ursachen sind.
Das ist dann wiederum die Basis, um Lösungsansätze finden zu können. Denn wie oben schon erwähnt: Um Probleme lösen zu können, die sich nicht von selbst auflösen, müssen wir sie zunächst verstehen.
So vollzieht es sich auch bei mir. Im Laufe der Jahre durfte ich viele Menschen behandeln. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrung betrachte ich den einzelnen Menschen: Was hat er mit anderen gemeinsam, was sind individuelle Aspekte? Wir ordnen die Symptome ein, um sie besser verstehen zu können.
So lassen sich Erklärungen finden. - Allerdings ist es auch so, dass die Erklärung allein noch nichts löst. Weitere Schritte sind nämlich nötig:
Veränderungsarbeit im Wunschmodell.