Der Verlauf der Abhängigkeit lässt sich modellhaft in Phasen einteilen (gemäß E.M. Jellinek). (Bitte beachten Sie dabei, dass je nach Bedingungen des einzelnen Menschen die Entstehung der Abhängigkeit auch einen individuellen, vom Modell abweichenden Verlauf nehmen kann.)
Voralkoholische Phase: Kennzeichnend für diese Phase ist ein gelegentliches bis dauerndes Erleichterungstrinken. Das Konsumieren von Alkohol wird von den betroffenen Menschen immer mehr dazu verwendet, ihre Spannung abzubauen, ihren Stress zu reduzieren. Schließlich wird fast tagein, tagaus Alkohol von ihnen getrunken, aber ohne dass es zum Rausch kommen würde. Je nach Bedingungen des einzelnen Menschen kann ein solches Trinkverhalten über einige Monate bis hin zu Jahren fortgesetzt werden. Der Körper der Betroffenen lernt, sich an den Alkohol zu gewöhnen, es entwickelt sich Alkoholtoleranz.
Anfangsphase (Prodromalphase): Der Alkohol nimmt in dieser Phase einen immer höheren Stellenwert ein. Die Gedanken kreisen um ihn. Häufiger wird heimlich getrunken, auch morgens beginnt das Trinken schon, oftmals legt man sich für den restlichen Tag die "nötigen" Vorräte an Alkohol an.
Die Betroffenen merken nun deutlich, dass etwas mit ihrem Trinkverhalten nicht stimmt, und Schuldgefühle entwickeln sich. Es treten Erinnerungslücken auf, bereits nach geringen Alkoholmengen. Das versucht man zu verbergen, so wie man sich auch darum bemüht, im Kontakt mit anderen Menschen das Thema Alkohol zu vermeiden.
Kritische Phase: Hier beginnt der Verlust der Kontrolle über das eigene Trinkverhalten. Es fällt den Betroffenen nun immer schwerer, den Beginn, die Menge und das Ende ihres Alkoholkonsums zu bestimmen. Ihr Leben kreist um das Alkoholtrinken. Da sie nicht mehr imstande sind, ihren Alkoholkonsum zu verbergen, können jetzt auch Konflikte entstehen, sowohl privat als auch beruflich.
Ihre jeweiligen Versuche, den Alkoholkonsum zu beenden, schlagen immer wieder fehl. Selbstvorwürfe resultieren daraus. Mehr und mehr Zeit wird damit verbracht, Alkohol herbeizuschaffen und ihn dann zu konsumieren, auf Kosten anderer Beschäftigungen und der Pflege sozialer Kontakte.
Der Alkoholkonsum zeigt Spuren, es entwickeln sich Symptome, die schwer zu verbergen sind. Wenn weniger getrunken wird, drohen Entzugserscheinungen, die die Betroffenen überfordern.
Chronische Phase: Der Alkohol beherrscht das Leben. Die Betroffenen sind in dieser Phase häufig tagelang betrunken und konsumieren den Alkohol oftmals schon am frühen Morgen. Sie können ihm kaum mehr widerstehen und ohne Alkohol im Körper fast keine Aufgaben ausführen und keine Tätigkeiten vollziehen.
Trotz körperlicher, psychischer und sozialer Folgen können sie den Konsum nicht stoppen. Bei vielen der Betroffenen kommt es zu Erkrankungen, ein sozialer Abstieg setzt ein.