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Wege aus der Box

Praxis für Hypnose Hamburg

Dr. phil. Elmar Basse

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Wege aus der Box

Manchmal legt uns unser Leben erhebliche Beschränkungen auf.


Man hat sich z.B. ein Bein gebrochen. Jetzt muss man damit klarkommen. – Man hat einen neuen Kollegen, mit dem die Zusammenarbeit schwierig ist. – Ein neuer Nachbar zieht ins Haus mit eigenen Lebensgewohnheiten, die mit unseren kollidieren. – Der Partner oder auch die Kinder drohen sich von uns zu entfremden. Wir spüren die wachsende Distanz, leiden unter den Konflikten, aber es gelingt uns nicht, wieder Brücken zum andern zu bauen. – Man entwickelt bestimmte Symptome, körperlich oder auch psychisch, die nicht einfach verschwinden wollen.


Wir würden uns so gern entfalten, unser innerstes Ich will leben und ungehindert voranschreiten – aber wir sitzen in einer Box.

 

Gilligan/Dilts (GD) erzählen eine Geschichte, die von dem Cellisten Pablo Casals handelt, der unter Ar­thritis litt. Die Krankheit hielt sein Ich gefangen, das gerne musizieren wollte. Er müsste dazu die Finger bewegen, aber gerade das vergrößert die Schmerzen. Allem Anschein nach kann man nichts machen, man muss sich in seine Beschränkung fügen. Doch gerade damit verkümmert das Ich, das in der Musik die Entfaltung sucht.


Von Pablo Casals wird nun erzählt, wie er jeden einzelnen Morgen sich mühsam aus dem Bett befreite, langsam zur Schlafzimmertür hinschlurfte und den Tag damit begann, dass er sich an sein Klavier setzte und ein bisschen zu spielen anfing.


Genau genommen, sein Ich wollte spielen, aber es saß in der Box des Körpers. Darum brauchte Casals stets etwas Zeit, bis er überhaupt fähig war, die Finger auf die Tasten zu legen. Für seine Besucher sah es so aus, als würden sich seine Finger dehnen und dabei allmählich verlängern.


Dann begann er ganz langsam zu spielen, sehr achtsam und sehr vorsichtig. Und während er so weiterspielte, wurde er mit der Zeit immer schneller. Die Melodie, die Casals dann spielte, begann mehr und mehr den Raum auszufüllen.


Danach, nach diesem Akt der Befreiung, war Casals auch dazu fähig, andere Dinge im Leben zu tun. Er konnte essen, lesen, schreiben, Besucher und auch Schüler empfangen, sich mit Menschen unterhalten, Cello spielen oder Klavier.


Nach einigen Stunden merkten die Menschen, die bei ihm zu Hause waren, dass er wieder zu „schrumpfen“ begann, seine Gelenke sich wieder versteiften, sodass er ihnen dann mitteilen musste, dass er eine Pause brauche. Schlurfend ging er wieder zurück und schloss die Schlafzimmertür hinter sich, so wie er morgens aus ihr kam.

 

Das ist die Befreiung aus der Box, die Casals für sich entdeckte und die aber allein für ihn so gelang, auf diese spezielle, persönliche Weise, sein ganz persönlicher, eigener Weg, um seinem Ich zu ermöglichen, dass es sich entfalten konnte.


Nur wenige Menschen haben Arthritis, aber jeder hat seine Box, aus der es sich zu befreien gilt, auf die eigene, persönliche Weise. Wie gelingt es einem Menschen, seinen Problemzustand aufzulösen und aus der Box herauszutreten?


In den obigen Beispielen:


- Ich habe mir das Bein gebrochen – und muss Wege für mich entdecken, wie ich damit mich bewegen kann und meinen Aufgaben nachkommen kann. Anfangs bin ich vielleicht wie gelähmt, als wäre nicht nur mein Bein gebrochen, sondern als könnte ich gar nichts mehr machen. Ich befreie mich aus der Box, indem ich allmählich für mich entdecke, wie ich das Bein schonen kann und trotzdem aktiv zu sein vermag.


- Mein neuer Kollege scheint schwierig zu sein. Eine erste Tendenz mag dann sein, dass ich die Zusammenarbeit auf ein Mindestmaß reduziere. Das droht mich jedoch selbst einzuschränken, es kann durchaus Aufgaben geben, bei denen ich den anderen brauche. Der Weg aus der Box besteht darin, nicht gegen den anderen anzukämpfen, sondern allmählich herauszufinden, wie wir einander annähern können, sodass wir zu kooperieren vermögen.

 

Ein sehr verbreiteter anderer Weg wurde einmal von einer Autorin, deren Namen ich nicht mehr weiß, aus der Paartherapie beschrieben. Nicht wenige Partner (und Partnerinnen) hätten die folgende Einstellung zu dem Menschen, mit dem sie leben: „Ich glaube, du hast manches Gutes an dir. Manches, das ich schätze und liebe. Leider hast du auch viele Fehler. Bitte ändere das, ich warte solange.“


Das ist nicht der Schritt aus der Box, sondern man verharrt in ihr, mit den bekannten Resultaten.

 

Eine Entwicklung ist es auch nicht, dass man einen Weg für sich findet, ab jetzt „immer entspannt“ zu sein. Das schiene eher ein Stillstand zu sein, vor allem aber wäre es etwas, was kaum jemand erreichen kann, wenn er es überhaupt anstreben würde.


In der Welt, in der wir leben, läuft es nicht immer reibungslos. Die anderen haben andere Ziele, andere Wünsche, Bedürfnisse, die mit unseren oft kollidieren. Die Welt, über die wir verfügen wollen, ist nicht einfach Knetmasse, die wir beliebig formen können, sie setzt uns Widerstände entgegen.


Manchmal können wir sie überwinden, doch manches Mal ist es auch so, dass wir gegen Wände rennen. Das, was wir wollen, gelingt uns nicht.


Das wird schmerzhaft deutlich für uns, wenn wir an Symptomen leiden, die nicht einfach verschwinden wollen. Es ist gut und richtig, sich zu bemühen, dass sie sich wieder auflösen. Doch manchmal muss man feststellen, dass man erst mal, man weiß nicht wie lange, mit der Einschränkung zu leben hat.

 

Im Seminar von GD heißt es: „Es geht für euch darum, diese Wege für euch selbst zu finden. Es muss einfache Übungen für euch geben, die euch darin unterstützen, aus dem Kasten herauszukommen.“

 

GD lehren im Seminar sowie auch in ihren Büchern, Übungen zu dieser Befreiungsarbeit. In der Hypnosetherapie setze ich selbst anders an. Denn die Menschen, die zu mir kommen, sind zumeist zu sehr verhaftet in ihrem eigenen Problemzustand, als dass ihnen Übungen helfen könnten, um den Weg aus der Box zu finden.



Es geht stattdessen vielmehr darum, diesen Problemzustand aufzulösen, sodass ihr kreatives Ich eigene Wege finden kann. Und auf dem Weg der Tiefenhypnose kann es übrigens auch so sein, dass schon durch die Hypnoseanwendung vieles sich von selbst lösen kann: Ängste, Schmerzen, Belastungen, unerwünschte Verhaltensweisen, Süchte und viele andere Probleme können hypnotisch behoben werden.



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