Die Wirklichkeit des „Unwirklichen“
Wann ist jemand „wirklich krank“? Es ist noch nicht so lange her, dass psychische Störungen jedweder Art auf eine verbreitete Skepsis stießen.
Einen Beinbruch kann man sehen, eine Grippe kann man messen. Doch was sich in der Seele abspielt, gibt sich nach außen nicht so zu erkennen. Man sprach dann oft von „Einbildung“. Man solle sich eben „zusammenreißen“. Das Motto lautete, wie oben erwähnt: „Was ich nicht sehe, gibt es nicht.“ Was sich den Sinnesorganen entzieht, ist in Wirklichkeit gar nicht da.
Verschwunden ist diese Einstellung nicht. Sie richtet sich inzwischen nur nicht so sehr gegen ein jeweiliges psychisches Leiden, sondern gegen die Alternativmedizin und prinzipiell alles, was spirituell ist oder aber religiös.
Ein Beispiel kann es verdeutlichen.
In meinem Text zur spirituellen Hypnose (in dem Absatz „Energie spüren“) habe ich einen Weg beschrieben, wie man mit Energie in Kontakt treten kann und auf den ich hier verweise:
Zwischen den eigenen Handflächen lässt man einen Energieball entstehen, erlaubt sich, die Energie zu halten und sie dabei zugleich zu nähren, sodass sie allmählich wachsen kann und sich in den ganzen Körper und die umgebende Welt ausdehnt (Näheres an der erwähnten Stelle).
Wird das als Gruppenübung verwandt, kann man die folgende Erfahrung machen:
Manchen Menschen fällt es sehr leicht, einen virtuellen Ball zwischen den Händen entstehen zu lassen – sie spüren fast unmittelbar Energie, wenn sie ihre Handflächen in geringem Abstand halten (ihre Handflächenchakren sind sehr aktiv). Anderen gelingt es ebenfalls bald, wenn sie mit etwas Hilfestellung die Vorstellung des Energieballs in die Handflächen projizieren.
Es gibt aber durchaus auch Menschen, denen es äußerst schwerfallen kann, ein Gespür für die Energie zu entwickeln. Aus eigener Kraft gelingt es gar nicht, aber auch mit Hilfestellung bleibt die Wahrnehmung oft schwach.
Einige können mit etwas Fleiß ihre Wahrnehmung verstärken, doch häufig ist zu beobachten, dass die Motivation schnell schwindet, wenn es nicht „von selbst“ gehen will.
Aus dem eigenen „ich spüre nichts“ kann dann der weitere Satz resultieren, dass es das auch „gar nicht gibt“ und dass alles nur Einbildung ist.
Tatsächlich aber ist es so, dass es wohl kaum einen Menschen gibt, der nicht mit geeigneter Unterweisung einen Energieball erzeugen kann. Er lässt sich nicht sinnlich wahrnehmen, aber jeder, der will, kann es erleben, dass er für ihn vorhanden ist. In diesem Sinne ist er real, wenn auch in anderem Sinne real, als ein Tisch oder ein Stuhl real ist.
Das, was es angeblich nicht gibt, ist durchaus für uns vorhanden, nur nicht eben „einfach so“. Der Energieball ist jedem verfügbar - nur nicht eben „einfach so“. Das gilt für alle Erscheinungen, die der spirituellen Welt angehören. Sie sind alle für uns da, aber wir müssen den Weg dorthin geben, sonst werden sie uns verschlossen bleiben.
Es gibt die „reale Welt“ und die „spirituelle Welt“, beide wirken auf uns ein, in beiden können wir uns bewegen, aber auf verschiedene Art. Um zu der Letzteren Zugang zu finden, bedarf es dabei geeigneter Schritte, die uns heute unvertraut sind und die wir wiedergewinnen können.