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Die Alarmreaktion

Elmar Basse • 17. April 2023
Vielen ist es unverständlich, warum sie so emotional reagieren. Plötzlich „explodieren“ sie. Aus einem anscheinend nichtigen Anlass brechen die Gefühle hervor, sei es die Angst- oder Panikattacke, ein unvermittelter Wutanfall, die Heißhungerattacke, unversehens aufflammende Eifersucht … (die Reihe ließe sich fortsetzen).

Aus einem tatsächlich heiteren Himmel geschieht es aber meistens nicht. Oftmals brodelt es schon im Menschen, doch es gelingt ihm, sich zu beherrschen, bis es dann doch zum Ausbruch kommt. Ist er wieder abgeklungen, versteht der betroffene Mensch meistens nicht, warum er so die Kontrolle verlor. Hat sich der Pulverdampf verzogen, scheint die starke Emotion gar nicht zur Situation zu passen. Man hat „überreagiert“, ist dann der geläufige Ausdruck.

Kommt das aber öfter vor, kann es sich als Belastung erweisen. Im Angststörungs-Bereich ist es vor allem die Panikattacke, besonders wenn sie häufig auftritt, unter der Menschen besonders leiden. Der erlebte Kontrollverlust ist im wahrsten Sinne verheerend. Doch auch eine soziale Angst oder eine Spinnenphobie sowie vieles andere mehr können anfallsweise auftreten.

Es wird natürlich nach Gründen gesucht, warum es zu dem Anfall kam. Meistens ist kaum etwas zu finden. Wie erwähnt ist es ja so, dass der Emotionsausbruch zu der Situation kaum passt und man überreagiert hat. Das ist zusätzlich belastend, denn damit entzieht es sich der Kontrolle und der betroffene Mensch weiß oft nicht, wie er es künftig vermeiden kann.

Das Problem liegt aber darin, dass er allzu häufig versucht, die Lösung mit dem Verstand zu finden. Es ist, bildlich gesprochen, so, dass sich der Verstand über den Körper beugt und herauszufinden versucht, was der Körper denn bloß hat. Das ist wenig erfolgversprechend.

Es ist nämlich zu bedenken, dass die Emotionen des Menschen im Stammhirnbereich aufgebaut werden, auch Reptilienhirn genannt. Es ist der primitivste Teil des Gehirns, aus dem sich in Millionen von Jahren das denkende Hirn erst aufgebaut hat. Genauer, es hat sich darübergelegt, denn das Stammhirn ist immer noch da. Das Gefühlszentrum des Menschen liegt in seinem Mandelkern, der sich in das Stammhirn fügt.

Alles, was wir wahrnehmen, wird erst vom Stammhirn verarbeitet, bevor es zum denkenden Hirn gelangt. Der Mandelkern im Stammhirnbereich bewertet die eintreffenden Emotionen im Hinblick auf eine einzige Frage, und zwar „die allerprimitivste: ‚Ist das etwas, das ich nicht ausstehen kann, das mich kränkt, das ich fürchte?‘ Falls ja, reagiert der Mandelkern augenblicklich … und schickt eine Krisenbotschaft ins Gehirn“(1).

Landläufig wird es anders beschrieben, und zwar geradezu umgekehrt. Nach dieser häufig vertretenen Meinung nehmen Organe wie Augen und Ohren Sinnesreize von draußen auf, schicken sie zur Großhirnrinde (der jüngsten Entwicklung des Gehirns). Dort werden sie eigens analysiert. Sind dann die Botschaften, die dort anlanden, von einer emotionalen Bedeutung, erfolgt ein Signal zum Mandelkern, um Emotionen zu aktivieren.

Das kann und wird tatsächlich geschehen, solange wir wenig belastet sind. Wenn wir aber eskalieren, wenn wir emotional explodieren, dann hat das bei uns den einfachen Grund, dass der Mandelkern aktiv wurde. Er übernimmt nun selbst die Kontrolle, erklärt von sich aus den Ausnahmezustand und stellt das übrige Gehirn „für seine dringenden Angelegenheiten unter seine Befehlsgewalt … Die Entgleisung geschieht überfallartig, sodass das … denkende Gehirn gar nicht erst Gelegenheit bekommt, einen Blick auf das Geschehen zu werfen oder gar zu entscheiden, ob es eine gute Idee ist“.(2)

Und das ist besonders bezeichnend: „Es sind unsere primitivsten und stärksten Gefühle, die den direkten Weg über den Mandelkern nehmen ...“(3)

Warum sollte das geschehen, warum reagiert der Mandelkern so? Er ist auch unser Gefühls-Gedächtnis. Erinnerungen, die emotional sind, werden viel stärker und länger gespeichert. Tritt dann eine Situation auf, die einer vergangenen ähnelt, in der man emotional erregt war, meldet sich gleich der Mandelkern.

Doch diese Meldung erfolgt oft zu schnell, ohne Einschaltung des „Denkapparats“, eben als Alarmreaktion. Der bewusste Verstand wird umgangen und kann seine Aufgabe nicht erfüllen: die Situation zu analysieren und die passende Antwort zu finden.

Um ein einfaches Beispiel zu nennen: Wohl durch die Evolution bedingt, entwickeln viele Menschen Angst, wenn sie eine Schlange erblicken. „Wenn Sie also aus dem Augenwinkel etwas erspähen, das eine Schlange sein könnte, treibt der Mandelkern Sie dazu, zur Seite zu springen, bevor“ das denkende Gehirn „entscheiden kann, ob es wirklich eine Schlange oder bloß ein zusammengerolltes Seil ist“(4).

So kann beispielsweise bei Eifersucht schon eine kurze Sinneswahrnehmung (dass da ein „konkurrierender“ Mensch sein könnte, der sich an den Partner „heranmacht“) eine Explosion auslösen, ähnlich wie beim Anblick der Schlange, und ohne überhaupt einzuschätzen, ob tatsächlich Gefahr vorliegt.

Allerdings ist es dabei so, dass die Menschen sich darin unterscheiden, wie schnell und stark sie reagieren. Das hängt vom allgemeinen Stressniveau ab, das der jeweilige Mensch aufweist. Je nach innerer Anspannung, wird der Mandelkern „überaktiv“. Stehen Menschen unter Stress, reagieren sie oft emotionaler und vor allem unbeherrschter. Es fällt ihnen dann zunehmend schwerer, zu einer inneren Ruhe zu kommen. Permanent sind sie in einem Zustand, der nahe an der Alarmreaktion ist. Sie versuchen sich zu beherrschen, aber dabei ungefähr so, wie wenn sie mit ihrer Willenskraft den Deckel auf dem Kochtopf halten, damit er nur ja nicht vom Kochtopf fliegt. Das ist aber anstrengend und es geht oft nicht lange gut.

Um die Gefühle zu regulieren, kann der Verstand hier nur wenig helfen. Jeder Mensch weiß nämlich sehr wohl, wie wenig Argumente nützen, wenn der andere Mensch eskaliert. Helfen kann nur die Sprache des Körpers, und das ist die energetische Sprache, um wieder ins Gleichgewicht zu gelangen, wenn man nicht riskieren will, dass Seele und Körper Schaden erleiden.


Anmerkungen:
1) Daniel Goleman: Emotionale Intelligenz, München 1995, S. 34
2) a.a.O., S. 32
3) a.a.O., S. 36
4) a.a.O., S. 43


von Elmar Basse 24. April 2023
„Wenn ich wüsste, was ich habe, wäre ich ja nicht zu Ihnen gekommen.“ Da niemand gerne krank sein will, ist es nur allzu verständlich, dass man die Symptome gern „weghaben“ will. Gehen sie nicht von selber weg und kann man sie nicht zum Verschwinden bringen, entsteht daraus oft der Gedanke, dass ein Arzt oder ein Therapeut diese Symptome „wegmachen“ soll. Dass Menschen es so betrachten können, hat sehr viel damit zu tun, dass die moderne Schulmedizin nicht den kranken Menschen behandelt, sondern seine Krankheiten (siehe Mensch und Krankheit ): Sie besitzt Expertenwissen über die Symptome des Menschen und die jeweiligen Krankheiten. Wie in anderen Lebensbereichen geht der leidende Mensch zum „Experten“, der etwas wieder „ganz machen“ soll. Dem steht keineswegs entgegen, dass jedem Menschen geraten wird, Körper und Seele selbst zu schützen. Ärzte und Therapeuten betonen, dass man sich um sich selbst kümmern soll, z.B. auf die Ernährung achten, sich in ausreichendem Maße bewegen, für Entspannungsphasen sorgen. All das hat jedoch seine Grenzen, wenn sich trotzdem Symptome zeigen. Das ärztliche Expertenwissen wird dann auf den Plan gerufen, um die Krankheit verschwinden zu lassen. Und wie erwähnt wird die Krankheit behandelt, keineswegs der kranke Mensch, was ein wichtiger Grund sein dürfte, dass 30% der Hausarztbesucher nicht einmal eine Diagnose erhalten , weil der Arzt nicht feststellen kann, woher die Symptome kommen. Es ist diese Arbeitsteilung – der Patient hat das Symptom, der Arzt als Experte das Heilungswissen –, die es Menschen schwer machen kann, ihre Blickrichtung zu verändern. Zwar weiß jeder Mensch Bescheid, dass es Selbstheilungskräfte gibt. Vielen ist der Gedanke nicht fremd, dass es ein inneres Wissen gibt bezüglich des Körpers und seiner Symptome. Mit diesem Wissen Kontakt aufzunehmen kann jedoch sehr schwierig sein, wenn man darin nicht Übung hat. Da die genannte Arbeitsteilung dem Arzt die Expertenrolle zuschreibt, ist es für Patienten oft überraschend, wenn man sie dazu einladen will, ihr eigenes Wissen zu aktivieren, z.B. mit der Frage danach, was sie denn selbst denken würden, woher die Probleme kommen. Nicht selten ist dann die Antwort zu hören: „Wenn ich wüsste, was ich habe, wäre ich ja nicht hierhergekommen.“ Das ist nur zu gut verständlich. Es ist für den Patienten so, als wollte der Arzt als Fachmann den Laien um seine Mithilfe ersuchen. Das kann ähnlich sinnlos klingen, wie wenn der Steuerberater seinen Mandaten um Mithilfe bei der Arbeit bittet („Was meinen denn Sie, wie Ihre Steuersituation ist?“). Ganz so einfach ist es jedoch nicht. Bei vielen, auch schweren Krankheiten gibt es natürlich Expertenwissen, das für die Heilung notwendig ist. Nur ist es eben nicht selten so, dass der Arzt nichts finden kann, auch wenn er durchaus die Symptome sieht. Er findet nur eben die Ursache nicht, weswegen dann häufig zu hören ist, dass es wohl „psychisch bedingt“ sein dürfte, auch wenn eilfertig nachgereicht wird, dass das nicht bedeuten würde, dass man es sich nur einbilde. Aber gerade das, so denkt vielleicht mancher, will man ihm hier zu verstehen geben. Warum findet man häufig nichts? Der Grund liegt darin, so meine ich, dass der Körper ein Netzwerk ist, in dem die verschiedensten Kräfte wirken. Es gibt meist nicht den „einen“ Grund, warum es zu einer „Störung“ kommt. Jeder Mensch ist sich wohl bewusst, dass für die allermeisten Probleme, denen wir im Leben begegnen, viele Gründe verantwortlich sind. Meist ist es ein Zusammenwirken der verschiedensten Faktoren, warum im Leben Probleme entstehen. Um nur einmal ein Beispiel zu nennen: Wenn im Computer etwas „hakt“, z.B. ein Programm abstürzt, ist im Inneren des PCs eine ganze Menge passiert. Es ist eben nicht so einfach, dass es die „falsche Taste“ war, die man nicht hätte drücken sollen. Auch im Menschen gibt es ein Netzwerk, in dem die „Kräfte und Säfte“ wirken. Der Arzt kann nicht immer von außen erkennen, was im Inneren geschieht. Es ist ja der Körper des einzelnen Menschen, den der Arzt da vor sich sieht. Er kann in ihn „hineinschauen“, soweit es die Instrumente erlauben, die er jeweils anwenden mag. Wenn sie allerdings nichts zeigen, wäre dann, spätestens, der Zeitpunkt gekommen, das innere Wissen anzusprechen. Denn jeder Mensch ist dazu fähig, in sich selbst hineinzuspüren. Was ist das für ein inneres Wissen? Um ein einfaches Beispiel zu nennen: Wenn mir morgens das Knie wehtut, wird es dafür Gründe geben. Der Körper selbst verrät sie mir nicht. Ich könnte einen „Experten“ fragen, der sich das Knie genau betrachtet. Vielleicht findet er aber nichts, was jedoch nicht bedeuten muss, dass es keine Gründe gibt. Inneres Wissen hat viel zu tun mit dem inneren Befragen. Wenn mir also das Knie wehtut, könnte ich mich z.B. fragen: Habe ich vielleicht falsch gelegen? Habe ich zu viel Sport getrieben? Wie reagiert mein Schmerzempfinden, wenn ich das Bein be- und entlasten will? Man richtet also Fragen an sich. Der Körper antwortet nicht direkt, manchmal aber indirekt: Wenn ich tatsächlich gestern beim Sport war, jetzt aber einmal den Körper schone und das Knie dann besser wird, könnte es daran gelegen haben, das ist die einfache Schlussfolgerung. So einfach ist es leider nicht immer. Häufig müsste man weiterforschen. Es wirken eben zu viele Kräfte auf den eigenen Körper ein. Nur hat der leidende Mensch oft nicht die Zeit und auch nicht die innere Ruhe, sich genauer mit sich zu befassen. Wenn er zu mir in die Praxis kommt, dann mit der verständlichen Haltung, dass er auf einen Menschen trifft, der Erfahrungswissen besitzt, wie man mit den Problemen umgehen kann. Die Idee ist jedoch nicht hilfreich, dass ich das Problem „wegmachen“ soll. Sie ist zwar menschlich sehr verständlich, führt aber wie gesagt in die Irre. Ich mache nicht Probleme „weg“, sondern ich arbeite darauf hin, dass die Probleme verschwinden können: Ich werfe einen Blick auf den Menschen und schaue mir seine Bedingungen an, die ich mit anderen vergleichen kann, weil schon viele leidende Menschen den Weg in meine Praxis fanden. Wir orientieren uns gemeinsam, woher die Probleme wohl kommen können. Das Vorgespräch besteht darin, dass ich mein Erfahrungswissen als Unterstützung anbiete, damit wir beide verstehen können, wie die Probleme entstanden sind und warum sie weiter bestehen. Ich schließe also, mit anderen Worten, an inneres Wissen des Menschen an, der zu mir in die Praxis kommt. Wir versuchen hervorzuholen, was der Mensch im Inneren weiß, auch wenn es zunächst unbewusst ist, was hier erst einmal nur heißt, dass er sich dessen noch nicht bewusst ist, was er in seinem Inneren weiß. Die energetische Hypnose hat dann das Behandlungsziel, innere Heilkräfte zu wecken und Lösungen entstehen zu lassen, die der bewusste Verstand nicht findet.
von Elmar Basse 20. April 2023
Die Beschäftigung mit sich selbst scheint heutzutage in Mode zu sein. In vielen Büchern oder TV-Reportagen, in unzähligen Online-Angeboten geht es um das eigene Ich: Selbst-Coaching oder auch Achtsamkeit, Meditation, Therapie oder Yoga – der Umgang mit dem eigenen Ich, mit dem Körper und der Seele, drängt sich in den Vordergrund. Wie in einem Warenhaus stehen die Angebote bereit, man muss nur darauf zugreifen. Tatsächlich sind es Kaufangebote, bei denen nicht immer mitgeteilt wird, dass es dabei Arbeit braucht, damit sie ihre Wirkung entfalten. Nur weil es angepriesen wird, muss es keineswegs so sein, dass wie bei einer Wunderkur die Probleme einfach verschwinden. Rational ist das den meisten wohl klar. Das Problem liegt jedoch darin, dass es dem Menschen oft schwerer fällt, sich mit sich selbst zu beschäftigen, statt Probleme im Draußen zu lösen. Unsere körperlichen Augen schauen nun einmal nur nach außen, richten sich in die äußere Welt, statt nach innen den Blick zu wenden. Mit unseren Sinnen, mit unseren Händen, sind wir primär nach außen gerichtet. Vielen fällt es durchaus leichter, ein Problem am Computer zu lösen, als in das Seelenleben zu schauen. Tatsächlich ist die Lebenskunst aber eine „Kultur seiner selbst“, die wir heute so kaum mehr kennen. Sie wird von dem Prinzip getragen, dass man für sich selbst sorgen muss (1) – das galt nicht nur in der Antike, in Griechenland und dem alten Rom, sondern ist ein gemeinsames Thema der verschiedensten Weisheitslehren. (2) So bemerkt Apuleius in der Antike: „Die Menschen haben alle den Wunsch, das beste Leben zu führen, sie wissen alle, dass es kein anderes Organ des Lebens gibt als die Seele …, dennoch pflegen sie sie nicht … Und doch muss jeder, der nach Scharfblick strebt, sich um die Augen kümmern, die zum Sehen dienen; wer behende laufen will, muss sich um die Füße kümmern, die zum Laufen dienen … Dasselbe gilt von allen Körperteilen, um die sich jeder seinen Vorlieben gemäß kümmern muss. Das sehen alle Menschen ohne Weiteres ein; also frage ich mich zu Recht erstaunt, warum sie nicht auch ihre Seele … pflegen …“ (3) Doch die „Seele zu pflegen“ geht eben nicht nebenbei, es bedarf einer ständigen Übung. Wem es tatsächlich ernst damit ist, von dem wird nämlich seit jeher verlangt, „dass man keine Zeit verliere und keine Mühe scheue, um ‚sich selbst zu machen‘, ‚sich selbst umzubilden‘ und ‚zu sich zurückzukehren‘“. (4) Da das selbstredend Zeit erfordert, muss man den Tag dafür organisieren. Die verschiedenen Lebenskunstschulen machen jeweils Vorschläge, wie man am besten vorgehen kann. Es sich selbst zu überlassen und in den Tag hineinzuleben wäre aber ein Schlendrian, mit dem man sich selbst schädigte. Was aber soll uns das heute sagen, wer hat denn schon die Zeit dafür? Die schlichte Antwort darauf lautet: Krank sein möchte keiner gern. Die antiken Stoiker kannten ein Analyseraster, das für Seele und Körper galt und daher auch für die Medizin gilt: - Es gibt eine „Veranlagung zu den Leiden …, die einen für mögliche Krankheiten anfällig macht“. - Dann kann es eine „Störung“ geben, irgendein Ereignis im Leben, ob nun körperlich oder seelisch, das die Veranlagung berührt, also auf die Schwachstelle trifft, die der einzelne Mensch in sich trägt. - Daraufhin kann die Krankheit entstehen, die dann „festgestellt und erklärt wird, wenn die Störung sich im Körper und in der Seele festgesetzt hat“. - Schließlich gibt es dann als letzten Schritt das „hartnäckig festsitzende Leiden …, das keiner Heilung mehr zugänglich ist“. (5) Seele und Körper wirken zusammen. Die Veranlagungen zu den Leiden, die Anfälligkeiten von Körper und Seele, wirken aufeinander ein. Wer Raubbau mit Körper und Seele treibt, befindet sich in Krankheitsgefahr. Die „schlechten Gewohnheiten der Seele“ können den Körper erkranken lassen, „während die Exzesse des Körpers die Schwäche der Seele bekunden und fördern“. (6) In der Praxis der Lebenskunst muss der Mensch sich selbst im Blick haben. Natürlich wird er zum Arzt gehen müssen, wenn er an Seele und Körper erkrankt. Doch ist es eben nicht genug, sich den Ärzte zu überlassen, auf dass sie die Krankheit beseitigen. Sorge um sich bedeutet hingegen, dass man sich „als ein Subjekt konstituiert, das um seinen Körper die rechte, notwendige und ausreichende Sorge trägt“. Das Thema ist also, Maß zu halten: die richtige Mitte im Leben zu finden, zwischen dem Zuviel und Zuwenig. Denn wenn man sich so beobachtet, sagt Sokrates zu seinen Schülern, würdet ihr „schwerlich einen Arzt finden, der besser als ihr entscheidet, was euch für eure Gesundheit nützt“. (7) Anmerkungen: 1) Michel Foucault: Die Sorge um sich, Frankfurt am Main, 1989, S. 60 2) Natürlich richteten sich diese Lehren ursprünglich nur an wenige: diejenigen, die es sich leisten konnten, sich mit sich selbst zu beschäftigen, aber dabei blieb es nicht, siehe Link zur Lebenskunst. 3) a.a.O., S. 63 4) a.a.O., S. 64 5) a.a.O., S. 75f. 6) a.a.O., S. 78 7) Michel Foucault: Der Gebrauch der Lüste, Frankfurt am Main 1989, S. 140
von Elmar Basse 18. April 2023
So wie wir uns unseres Körpers besonders dann bewusst werden können, wenn sich z.B. Schmerzen melden, ist es auch mit dem Seelenleben. Meist achten wir Menschen nicht besonders darauf, solange alles „in Ordnung“ ist. Dem entspricht der beliebte Satz, man solle nichts reparieren, was funktioniert. In dem psychischen Bereich äußert sich meistens die Symptomatik in einer Form von seelischem Schmerz: Zorn, Angst, Panik oder Trauer können Menschen sehr erschüttern, belastend sind natürlich auch Süchte oder allgemein solch ein Verhalten, das uns selbst (und andere) schädigt und das wir nicht in den Griff bekommen. Nur zu verständlich ist dann der Wunsch, dass die Beschwerden weggehen sollen. Doch was ist, wenn sie wiederkommen? Denkt man genauer darüber nach, erkennt man, dass sie nicht grundlos waren. Sie kommen nicht einfach aus heiterem Himmel. Auch das Gewitter kommt nicht „einfach so“, es baut sich erst allmählich auf. Im Inneren wissen die meisten Menschen, dass die Gründe in ihnen liegen, man hätte sich mit ihnen befassen können, und zwar schon vor längerer Zeit, doch da war der Schmerz noch nicht da. Der Gedanke drängt sich dann auf, wir müssten etwas in uns ändern, damit die Probleme nicht wiederkommen. Im medizinischen Bereich weisen Ärzte oft darauf hin, dass Menschen gut beraten wären, nicht einfach wie bisher weiterzumachen, sondern ihr Leben anzupassen, damit die Symptome nicht wiederkehren. Was aber soll man dann genau tun? Wie soll man in Zukunft sicherstellen, dass die belastenden Emotionen und das unerwünschte Verhalten einen Menschen nicht überkommen? Im energetischen Bereich ist die grundlegende Idee, dass die Energie des Menschen möglichst ungestört fließen will. Bei seelischem Schmerz, aber prinzipiell allen Symptomen, liegen demnach Blockaden vor, die den Energiefluss hemmen. Energetische Hypnose ist dann beispielsweise ein Weg, diese Blockaden aufzulösen. Doch das Leben hält vieles bereit, es gibt viele Stressfaktoren, die den Menschen belasten können und einen Energiestau hervorrufen mögen. Wie soll man sich also dazu verhalten? Nach Daniel Goleman liegt der „Schlüssel zum … Wohlbefinden … darin, unsere bedrängenden Emotionen in Schach zu halten; Extreme – Emotionen, die zu intensiv werden oder zu lange anhalten – untergraben unsere Stabilität“. Schon in der Antike, so Daniel Goleman, wurde die „Selbstbeherrschung“ gelobt, denn sie war die „Fähigkeit, den Gefühlsstürmen, die die Stöße des Schicksals hervorrufen, zu widerstehen, statt ein ‚Sklave der Leidenschaft‘ zu sein“ (1) . Was aber bedeutet das für uns heute? Sollen wir uns öfter entspannen, häufiger zum Yoga gehen, joggen oder meditieren? Das kann alles hilfreich sein, je nachdem, was zu einem passt. Ich würde hier keine Empfehlungen geben, außer vielleicht derjenigen, dass man möglichst herausfinden sollte, was von alldem funktioniert. Denn für den einen Menschen ist dieses, für den anderen jenes gut. Richtig ist, was passend ist. Man muss es für sich selbst entdecken. Im Hinblick auf die Lebenskunst ist aber die Frage falsch gestellt. Alle bekannten Weisheitslehren gehen das Thema ganz anders an. Das Ziel ist es nicht, „sich mal zu entspannen“, um mit dem Stress besser klarzukommen. Es ist vielmehr die „Sorge um sich“, die das Thema der Lebenskunst ist. Es ist ihre zentrale Frage, wie das Leben geführt werden kann, um mit sich selbst im Einklang zu sein. Sie entwickelt Techniken, um mit sich selbst im Einklang zu bleiben. Sie beobachtet Körper und Geist und verfolgt dabei das Ziel, dauerhaft im Fluss zu bleiben und unmittelbar intervenieren zu können, wenn sich Blockaden ankündigen. Das kann man Menschen nicht vorschreiben. Viele von uns sind unter Druck, das Leben bedrängt sie mit diversen Themen, sodass sie kaum verschnaufen können. Und ehrlicherweise muss man zugeben, dass sich die alten Weisheitslehren ursprünglich auch nur an wenige wandten: nämlich nur an diejenigen, die es sich eben leisten konnten, sich der Sorge um sich zu widmen. Doch die Weisheitslehren des Menschen blieben dabei keineswegs stehen. Es entstand bald die Idee, die an alle gerichtet war, jung oder alt, arm oder reich: Um mit dem Leben zurechtzukommen, müssen wir alle zentriert sein können und das Zentrum als etwas schützen, das lebenswichtig für uns ist. Ein Blick in den Alltag kann uns lehren, wie wichtig es wirklich für uns ist: Jeder kennt ja das deutsche Sprichwort, dass man hinterher schlauer sei. Wenn man wieder etwas verschnauft hat, kann man regelmäßig entdecken, dass man anders handeln konnte. Jeder kann zurückblicken und im Rückblick feststellen, dass manches nicht gut gelaufen ist und dass Fehler vermeidbar waren. Warum sind sie trotzdem entstanden? Weil wir uns selbst verloren hatten. Weil wir in dem Stress des Lebens uns nicht mehr selbst sortieren konnten und die falschen Entscheidungen trafen. Gerade um mit dem Druck klarzukommen, den das Leben ausüben kann, bedarf es eben der Sorge um sich im Sinne einer Lebenskunst und nicht im Sinne des Sich-mal-Entspannens. Die Lebenskunst ist darum kein Luxus für eine privilegierte Schicht, die es sich eben leisten kann, sich in den Mittelpunkt zu stellen. Sie ist ein Dreh- und Angelpunkt, um das Leben gelingen zu lassen. Anmerkungen: 1) Daniel Goleman: Emotionale Intelligenz, München 1995, S. 79
von Elmar Basse 17. April 2023
Manches wird uns Menschen erst wichtig, wenn es zu verschwinden droht. Dazu zählt auch die Gesundheit, körperlich genauso wie seelisch. In seinem gesunden Zustand ist der Organismus nur wenig bemerkbar. Viele machen sich kaum Gedanken, solange alles „funktioniert“. Zwar gibt es häufig Störungen, die aber meistens solcher Art sind, dass sie bald wie von selbst verschwinden. Die Krankheit wirft uns auf uns zurück, zumal wenn sie ernster ist, womöglich auch mit Schmerzen verbunden. Wenn sie nicht von selber heilt, ist die jeweilige ärztliche Praxis der zu empfehlende Ansprechpartner. Die moderne Medizin kann ungeheure Erfolge vorweisen. Krankheiten, die früher meist tödlich ausgingen, kann sie beherrschen und oft heilen. Epidemien und Pandemien vermag sie in die Schranken zu weisen. Das ist jedoch nur die eine Seite. Denn andererseits gibt es die Erfahrung, dass man anscheinend „nichts machen kann“. Objektiv bestehen Symptome, nicht selten mit großem Leidensdruck. Doch der professionelle ärztliche Blick vermag die Ursache nicht zu entdecken. Tatsächlich ist es sogar so, dass jeder dritte leidende Mensch, der die hausärztliche Praxis wegen körperlicher Beschwerden aufsucht, sie ohne Befund wieder verlässt. „ Denn obwohl die Betroffenen über Schmerzen klagen, findet der Arzt nichts. “ Bei psychischen und psychosomatischen Themen dürfte es kaum besser aussehen. Der unleugbare medizinische Fortschritt enthält gewissermaßen die Heilungsvision: Wenn du krank bist, dann gehe zum Arzt, denn der kümmert sich schon darum. Man untersucht dort den kranken Menschen mit den technischen Messinstrumenten. Genau genommen nicht wirklich den Menschen, sondern eher nur seine Organe und die befallenen Körperstellen. Denn Krankheit, das ist für die Medizin nicht „etwas, was dem ganzen Menschen, sondern was einem seiner Organe zustößt“ (1) . Wenn sich da aber nichts finden lässt, hat die Medizin keinen Ansatzpunkt. Nicht jedem Menschen, der leidend ist und dem die Medizin nicht hilft, ist die Idee jedoch eingängig, dass er „eigentlich“ gar nicht krank ist. Seine subjektive Empfindung widersetzt sich dem womöglich. Er spürt, dass er eine Krankheit hat. Genauer: dass er selber krank ist. Dass er ein kranker Mensch also ist. Das aber ist ein Selbstverständnis, mit dem die Medizin letztlich kaum etwas anfangen kann. Ihr wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn basiert ja entscheidend gerade darauf, dass sie nicht den ganzen Menschen behandelt, sondern einzelne seiner Organe. Stefan Zweig bringt es auf den Punkt, wenn er dazu geschrieben hat: „Das seelische Gesamtphänomen ‚Krankheit‘ (zerfällt) in unzählige einzelne genau katalogisierte Krankheiten.“ (2) Was aber spürt der Mensch, der krank ist oder sich zumindest so fühlt: dass etwas nicht in Ordnung ist. Etwas in ihm scheint nicht zu stimmen. Warum das Symptom entstanden ist, kann er sich oft so wenig erklären, wie der Arzt es zu klären vermag. Dem Menschen drängt es sich jedoch auf, er kann es oft nur schwer ignorieren. Er sucht die Antwort auf das Warum. Besonders drängend wird das für Menschen bei allem, was irgendwie psychisch verursacht scheint oder zumindest mitbedingt ist. Es entzieht sich ihrer Kontrolle, wird oftmals als „unwillkürlich, unbeeinflussbar, manchmal wie von außen kommend“ (3) erlebt. Irgendein „Etwas“ scheint das Leiden bewirkt zu haben. Was aber soll dieses „Etwas“ sein? Es ist eine Störung der Lebenskräfte, die durch „etwas“ bewirkt worden ist. „Etwas“ ist mit dem Menschen geschehen, es wirkt negativ auf ihn ein. Für energetische Heilmethoden ist die Auffassung grundlegend, dass dem Kranken etwas fehlt, und zwar dem Kranken als ganzem Menschen: dass etwas im Inneren aus den Fugen geraten ist, die Lebenskräfte nicht richtig strömen und daraus erst die Symptome entstehen. Die verschiedenen Heilmethoden im energetischen Paradigma – sei es energetische Hypnose, Reiki, Akupunktur u.a.m. – haben das gemeinsame Ziel, mit diesem „Etwas“ Kontakt aufzunehmen, wie immer man es nennen mag. In der Sprache der Hypnose erscheint es als das „Unbewusste“ bzw. als unbewusste Heilkräfte, die therapeutisch zu nutzen sind, um innere Heilung in Gang zu bringen. Anmerkungen: 1) Stefan Zweig: Heilung durch den Geist, Gesammelte Werke, Kindle, Pos. 42848 2) a.a.O. 3) Burkhard Peter: Therapeutisches Tertium und hypnotische Rituale, S. 70, in: B. Peter, D. Revenstorf: Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin, Heidelberg 2009
von Elmar Basse 17. April 2023
Die energetische Hypnose ist eine Behandlung, die sich dialogfrei vollzieht. Allein der Hypnosetherapeut spricht und es muss nichts geantwortet werden. Nach der einleitenden Klärung, was einen Menschen zu mir führt, wird in der Behandlung nichts gefragt und man muss nichts aussprechen. Zur Hypnose kommen Menschen, weil sie bestimmte Probleme haben. Mit ihrem bewussten Verstand haben sie sie zu lösen versucht, doch die Probleme bestehen fort. Häufig ist es sogar so, dass sie bewusst die Lösung kennen. Sie wissen, dass Rauchen ungesund ist … dass sie weniger essen sollten und wie gesunde Ernährung geht … dass ihre Ängste grundlos sind … … Bei anderen Menschen ist es so, dass nicht einmal der bewusste Verstand eine Lösung finden konnte. Das bedeutet aber meist, dass sie Lösungen ausprobiert haben, die aber alle gescheitert sind, sodass sie inzwischen ratlos sind. Es gibt leichte und schwere Probleme. So macht es einen Unterschied, ob man zu rauchen aufhören will, weil es zu viel Geld kostet, oder ob man aufhören muss, weil man mittlerweile erkrankt ist, aber nicht rauchfrei werden kann. Vielleicht wenden wir uns als Erstes den schwereren Problemen zu: Woran scheitern Lösungsversuche? Daran, dass sie nicht stimmig sind. Sie scheinen irgendwie nicht zu passen. Etwas im Inneren wehrt sich dagegen. Das sind die Kräfte des Unbewussten. Im Inneren strömt die Lebenskraft, man kann sie auch Chi oder Prana nennen. Fließt sie ungestört durch den Körper, befindet er sich im Gleichgewicht. Treten aber Probleme auf, in der Seele oder im Leib, so blockiert die Energie. Eine Art Energiestau entsteht. Und je größer das Problem … und auch je belastender … desto größer ist der Stau und desto schmerzhafter wird er empfunden. Menschen fühlen sich dann gestresst, reizbar, angespannt und nervös, sie reagieren dünnhäutig, fahren auch schneller aus der Haut oder aber es kommt dazu, dass man den Stress in sich hineinfrisst, so aber, dass es innerlich brodelt. In diesem angespannten Zustand, ich nenne ihn den Problemzustand, verliert der Mensch sein Gleich­gewicht und droht nun wie auf Notstrom zu leben. Lösungen, die er jetzt noch versucht, haben oft etwas Halbherziges, zuweilen auch Verzweifeltes, wenn das Problem sehr bedrängend ist. In den ganz extremen Fällen fühlen sich Menschen wie in die Enge getrieben. Sie versuchen noch dies oder das, aber spüren selbst dabei, dass es so nicht gelingen kann. Jetzt wäre der Zeitpunkt zum Innehalten … das System herunterzufahren … den inneren Computer abzuschalten – damit man wieder zu sich kommt. Gerade das gelingt oftmals nicht. Typische Symptome sind, dass unablässig gegrübelt wird. Gedanken, Gefühle jagen sich, oft begleitet von schnellem Atem und hoher Spannung im Muskelbereich. Die energetische Tiefenhypnose findet hier ihren Ansatzpunkt. Sie hilft den betroffenen Menschen dabei, ihre innere Lebenskraft wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Entscheidend ist die Tiefe der Trance. Denn in ihrem Problemzustand, der durch Spannung gekennzeichnet ist, würden die Menschen gern loslassen, können es aber selber nicht, weil sich die Spannung verselbstständigt hat. Sie entzieht sich einfach dem Einfluss, den der bewusste Verstand auszuüben versucht. Hier darf nichts erzwungen werden. Vielmehr braucht es Zeit und Raum, damit ein inneres Loslassen in seinem Tempo geschehen darf. Denn wenn die Lebenskraft bislang stockte und Probleme nicht lösbar waren, kann das innere Gründe haben, die der bewusste Verstand nicht kennt. Und in Wirklichkeit kennt sie keiner, wenn sie tatsächlich unbewusst sind. Sie oder ich können Meinungen haben, woran es wohl innerlich liegen mag. Doch das sind nur Meinungen. Die Wahrheit kennt das Unbewusste. Es äußert sich jedoch nicht in Worten. Worte kennt nur der bewusste Verstand. Auf dem Weg in die Tiefenhypnose arbeitet die Lebenskraft sich an ihren Blockaden ab. Wenn sich Spannung im Menschen löst, lösen sich innere Blockaden und die Lebenskraft kann fließen. Jetzt erst können Menschen entdecken, dass es in ihnen Ressourcen gibt, die sie für sich nutzen können. Man kennt das von seinen Alltagsproblemen: dass man eine Nacht drüber schläft – oft sind am nächsten Morgen Lösungen da, die man abends nicht sehen konnte. (Nur kommen Menschen nicht zur Therapie, weil sie Alltagsprobleme haben, die sich so einfach lösen lassen, sondern weil sie Hilfe suchen.) In dem tiefen Zustand der Trance tritt der bewusste Verstand beiseite und sitzt wie in einer Theaterloge. Da die Lebenskraft wieder fließt, besteht auch innere Offenheit. Sie lässt sich nutzen für suggestive Entwöhnungsprozesse (vom Rauchen, Trinken, Spielen, Naschen … und noch vielem anderen mehr). Sie lässt sich auch hilfreich dafür verwenden, sich aus Zwängen zu befreien, Angstblockaden aufzulösen und positive Kräfte zu fördern. Für jede einzelne Anwendung, die Sie auf meiner Seite finden, wende ich Tiefenhypnose an (Anwendungsgebiete). Denn sie ist ein Wohlfühlzustand, der es Menschen möglich macht, ihren eigenen Weg zu gehen und mit sich im Einklang zu sein, sodass die Ziele erreichbar werden, die sie wirklich erreichen wollen.
von Elmar Basse 17. April 2023
Es ist eine verbreitete Ansicht, die ich allerdings so nicht teile, dass die Menschen an Ängsten leiden infolge ihrer „Angstgedanken“: Sie nehmen irgendetwas wahr und geraten dabei in Angst. Warum? Weil sie den Gedanken haben, dass sie in Gefahr sein könnten. Sie schätzen die Situation als bedrohlich ein und reagieren mit Angstgefühlen. Dabei können sie Fehler machen: Sie halten etwas für bedrohlich, beispielsweise eine Spinne – nicht weil sie tatsächlich gefährlich ist, sondern nur weil sie es denken. Es sind, in dieser Lesart zumindest, primär die Gedanken des Menschen, die die Angst bewirken sollen. Würden sie die Gedanken ändern, könnten sie sich von der Angst befreien. Der therapeutische Ansatz ist dann, die Ängste des Menschen dadurch zu behandeln, dass man die Angstgedanken klärt. Also: Wo kommen sie überhaupt her, zu welchem Zeitpunkt sind sie entstanden? Sind es „vernünftige“ Gedanken; gibt es tatsächlich eine Gefahr? In dem nächsten therapeutischen Schritt wären dann solche „falschen“ Gedanken, die die Angst hervorrufen, durch die richtigen zu ersetzen und so die Befreiung von Angst zu erreichen. Die Resultate wecken Zweifel. Viele Menschen, die unter Angst leiden und zu mir in die Praxis kommen, sind sich absolut im Klaren, dass ihre Ängste irrational sind. In oft langen Therapien haben sie sich den Ängsten gestellt und die Angstgedanken geklärt. Sie können sie rational erklären – nur leider ist die Angst geblieben. Der Grund ist folgender (denke ich): Sie haben nicht Angst aufgrund ihrer Gedanken, sondern sie haben Angstgedanken, weil sie im Inneren Angst erleben. Man kann das experimentell testen: Schlangenphobikern wurden Schlangenbilder gezeigt. Sie sagten, das mache ihnen nichts aus, das seien ja nur Bilder von Schlangen. An den Menschen angebrachte Sensoren zeigten aber unverkennbar, dass die Betroffenen schon Angstschweiß ausstießen. Mit anderen Worten: Sie dachten und sagten, dass sie keine Angst hätten. Aber ohne dass sie es bewusst erfassten, hatte der Körper schon Angst produziert. „Man stellt bei ihnen Schweiß auch dann fest, wenn das Bild einer Schlange so kurz gezeigt wird, dass sie davon keinen bewussten Eindruck erhalten. Gibt man fortgesetzt solche vorbewussten emotionalen Anstöße, werden sie schließlich so stark, dass sie ins Bewusstsein eindringen.“ (1) Der emotionale Stress namens Angst war bei den Menschen also schon da. Es brauchte aber noch einige Zeit, bis das Bewusstsein das mitbekam. Der Körper hatte schon Angst erzeugt, nur das Bewusstsein wusste es nicht. Hier ist es also eindeutig so, dass nicht die Gedanken Angst erzeugen. Stattdessen baut der Körper Angst auf, dann erst entstehen die Angstgedanken. Darum könnte es ihnen kaum helfen, wenn man die „Angstgedanken behandelt“. Sie sind ja nicht die Ursache, sondern vielmehr die Wirkung der Angst. Es ist der emotionale Stress, der sich zunächst im Körper erzeugt und erst dann das Denken erfasst, den die energetische Hypnose als ihren Ansprechpartner erfasst. Sie kann sich darum „schweigend“ vollziehen: Die an Ängsten leidenden Menschen sprechen in der Hypnose nicht (es sei denn, es wäre von ihnen gewünscht), nur der Hypnosetherapeut spricht, um mit dem Organismus zu kommunizieren und innere Blockaden wieder zu lösen. [Übrigens ist es natürlich so, dass auch Gedanken Angst auslösen können, z.B. infolge von Informationen, die sich als unwahr herausstellen. Das ist aber ganz normal und kein Zeichen einer Angststörung. Werden die Tatsachen richtiggestellt, verschwindet die Angst nämlich auch wieder. Bestünde hingegen tatsächlich Gefahr, wäre die Angst ja auch berechtigt, zumindest als erster Impuls des Menschen. Und natürlich kann es so sein, dass Menschen (oftmals Gruppen von Menschen) die Welt sehr unterschiedlich betrachten. Die einen sehen Bedrohungslagen, die anderen hingegen nicht. Auch das ist kein Zeichen einer Angststörung. Vor allem aber kann man hier sehen, dass der Verweis auf die „Tatsachen“ oftmals keine Klärung bewirkt. Was der eine als Tatsache sieht, ist für den anderen eine Täuschung. Auf dieser Basis kommt man nicht weiter. Man müsste neue Wege beschreiten, da sonst die Fronten verhärtet bleiben.] Anmerkungen: 1) Daniel Goleman: Emotionale Intelligenz, München 1999, S. 77
von Elmar Basse 17. April 2023
Der Grund für die Angst ist nicht leicht zu finden. Wir Menschen nehmen gewöhnlich an, es müsse einen wahren Grund geben, warum ein Problem entstanden ist. Nicht wenige an Angst leidende Menschen glauben auch, den Grund zu kennen, müssen dann aber feststellen, dass die Angst nicht einfach verschwindet. Obwohl sie die Ursache nennen können und für sich verstanden haben, woraus die Angst wohl resultiert, löst sie sich nicht unbedingt auf. Andere Menschen erleben es so, dass sie sich nicht erklären können, warum sie von Angst getrieben werden. Sie finden einfach keinen Grund, der die Angst verständlich macht. Ihre Hoffnung ist jedoch, sie würden die Angst überwinden können, wenn sie nur endlich den Grund verstünden, aus dem die Angstsymptome entstehen. Es verhält sich hierbei ähnlich, wie wenn wir körperlich erkranken: Wir suchen nach der Ursache, die die Krankheit erklären kann. Tatsächlich ist es aber so, dass jeder dritte leidende Mensch, der die hausärztliche Praxis wegen körperlicher Beschwerden aufsucht, sie ohne Befund wieder verlässt. „ Denn obwohl die Betroffenen über Schmerzen klagen, findet der Arzt nichts. “ Das bedeutet jedoch nicht, dass es keine Gründe gebe oder dass man nichts machen könne. Es ist nur das monokausale Denken, das uns oft in die Irre führt. Psychische und körperliche Gesundheit hängen oft nicht von „einem“ Grund ab. Sie sind das Ergebnis vieler Prozesse, die auf den Menschen einwirken und sich gegenseitig verstärken, sodass sie das Gleichgewicht stören können. Es ist z.B. sehr verständlich, wenn ein an Flugangst leidender Mensch die Turbulenzen verantwortlich macht, die von ihm erlebt werden mussten, als sich die Flugangst meldete. Vielleicht wäre er frei von Flugangst, hätte es keine Turbulenzen gegeben? Sind sie also verantwortlich und liegt hier der wahre Grund der Angst? Das klingt sicher naheliegend. Nur wäre dann vielleicht zu fragen, warum nicht alle Mitreisenden ganz ähnliche Symptome erlebten. Denn alle sind gleichermaßen betroffen, reagieren jedoch verschieden. Oder ein Fall von sozialer Angst: Betroffene können sich oft erinnern, wie sie sozial unter Druck gerieten, als sie z.B. in ihrer Schulzeit einmal etwas vortragen mussten. „Seit diesem Zeitpunkt war die Angst da …“ (Es könnten auch andere Erlebnisse sein.) Oder war sie schon vorher da und nur noch nicht zum „Ausbruch“ gelangt? Vielleicht war das Erlebnis so schmerzhaft, weil dieser Mensch verletzbar war, als er vor der Klasse stand. Vielleicht war seine Verletzlichkeit vorher nicht so zutage getreten; jetzt aber wurde sie offenbar. Die energetische Tiefenhypnose befasst sich als psychische Heilbehandlung mit der Verletzlichkeit des Menschen. Heilende Wirkung kann entstehen, wenn etwas im Innern gesund werden kann. Der bewusste Verstand kann hier nicht helfen. Er beugt sich wie ein Computerbenutzer über das defekte Gerät und rätselt über den „wahren Grund“: Warum ist das Programm abgestürzt? Wieso funktioniert es nicht mehr? Hab ich die falsche Taste gedrückt? So einfach ist es meistens nicht. Häufig sind es „Netzwerkprobleme“. Schaltungen wirken aufeinander, erzeugen Wechselwirkungen, die nicht immer günstig sind. Die Verletzlichkeit des Menschen kann zu innerem Spannungsdruck führen, der die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass es zu Verletzungen kommt. So paradox es klingen mag, ist es im psychischen Bereich darum so: Erst heilt der Mensch im Inneren; es ist seine eigene innere Heilkraft, die die Verletzungen heilen lässt. Die energetische Tiefenhypnose richtet sich aktivierend auf innere Kräfte, die im Menschen angelegt sind, auch wenn er sie bewusst nicht kennt. Die energetische Hypnose ist eine Behandlung, die sich dialogfrei vollzieht. Allein der Hypnosetherapeut spricht und es muss nichts geantwortet werden. Nach der einleitenden Klärung, was einen Menschen zu mir führt, wird in der Behandlung nichts gefragt und man muss nichts aussprechen.
von Elmar Basse 17. April 2023
Eskalationen der Gefühle: Emotionale Erregungszustände hat wohl jeder schon einmal erlebt, wenn auch in unterschiedlichem Maße. Extreme Formen wie Wut und Zorn können äußerst destruktiv wirken, für uns selbst und für andere Menschen. In ihrer Folge treten nicht selten seelische und körperliche Gewaltakte auf. Man würde sie da­rum lieber vermeiden – wenn es denn so einfach ginge. Wie schwer es sogar sein kann, enthüllt sich besonders im Paarbereich. In Partnerschaften sowie in Ehen kommen sich Menschen sehr viel näher als in ihrem sonstigen Leben. Sie sind hier sehr viel „berührbarer“. Das ist auch ein wichtiger Grund, warum Menschen, die scheinbar „ruhig“ sind, mitunter ganz plötzlich „ausrasten“ können: Normalerweise ist unser Umgang, den wir mit anderen Menschen pflegen, eher etwas distanziert. Wir halten Abstand voneinander, um uns nicht auf die Füße zu treten. Jeder hat seine Intimzone, in die man nicht unerlaubt eintreten sollte. Wir respektieren das gegenseitig und rücken uns nicht zu sehr auf den Pelz, sonst könnten wir etwa im beruflichen Leben nur sehr schwer kooperieren. Dieser eher „sachliche“ Umgang hilft uns gegenseitig dabei, dass Emotionen nicht hochkochen und dass wir uns „beherrschen“ können, selbst wenn Unangenehmes geschieht oder wenn wir in Konflikte geraten, zum Beispiel bei Meinungsverschiedenheiten. Wir können sie „zivilisiert“ austragen, solange wir die Ruhe bewahren und nicht die Selbstkontrolle verlieren. Je näher wir uns aber kommen, desto schwerer kann das werden. Im emotionalen Nahbereich ist der Mensch viel verletzlicher. Ob es zu Eskalationen kommt, hängt dann aber auch davon ab, wie stark wir selber „geladen“ sind. Ob in oder außerhalb der Beziehung, am Arbeitsplatz oder bei uns zu Hause, im Straßenverkehr oder beim Einkaufen: Unsere eigenen Reaktionen sind ganz entscheidend dadurch bedingt, wie angespannt wir gerade sind. Dabei ist es allerdings so, dass viele Menschen gar nicht bemerken, unter welcher Spannung sie stehen. Solange wir keine Schmerzen haben, herrscht zumeist die Annahme, dass wohl alles in Ordnung sei. Der innere, emotionale Stress wird zwar irgendwie registriert, doch scheint er kaum beeinflussbar und wird oft nicht als Problem wahrgenommen, das es zu bearbeiten gilt. Doch die Lage ändert sich, wenn es plötzlich zum „Ausbruch“ kommt. Natürlich gibt es Situationen, die für jeden einzelnen Menschen eine Überforderung sind (wenn es z.B. zum Überfall kommt oder bei einem Verkehrsunfall). Doch meistens ist der Grund nicht so klar, die Aufregung passt nicht zur Situation, es wird überdramatisiert. Dann wird es für Menschen schwer verständlich, warum sie so die Kontrolle verloren. Nimmt man die eigene Spannung nicht wahr, die schon vorher meistens bestand, kann man sich kaum einen Reim darauf machen. Das Beispiel des Wutanfalls Die meisten Menschen bedauern es, wenn sie „ausgerastet“ sind. Hinterher tut es ihnen oft leid oder sie hadern mit sich selbst, warum sie diesen Anfall bekamen oder etwas Verletzendes sagten. Wie sieht aber die Lösung aus? Der Emotionsforscher Daniel Goleman beschreibt die „Anatomie der Wut“: „Angenommen, Sie fahren auf der Autobahn und ein anderes Fahrzeug schneidet Sie in gefährlicher Weise. Wenn Sie reflexartig denken: ‚So ein Arschloch!‘, kommt es für den Verlauf der Wut sehr darauf an, ob Sie sich anschließend weiteren Gedanken der Empörung und der Rache hingeben: ‚Fast hätte er mich gerammt! Dieser Schweinehund – so kommt er mir nicht davon!‘ Sie umklammern das Lenkrad so fest, dass die Knöchel weiß werden, eine Ersatzhandlung dafür, ihm die Kehle abzudrücken. Ihr Körper macht für den Kampf, nicht für die Flucht mobil – Sie zittern, Schweißperlen treten auf die Stirn, Ihr Herz hämmert, Ihre Gesichtsmuskeln verkrampfen sich zu einer drohenden Grimasse. Sie möchten den Kerl umbringen. Wenn dann ein anderer Fahrer hinter Ihnen hupt, weil Sie nach dem Beinahezusammenstoß Ihre Fahrt verlangsamt haben, könnten Sie vor Wut auch über diesen Fahrer in die Luft gehen. So kommt es zu Hypertonie, rücksichtslosem Fahren und sogar zu Schießereien auf der Autobahn.“ (1) Wie also soll man das Problem lösen? Goleman spricht die Empfehlung aus, man könne in seinem Beispiel der Wut dem Fahrer „nachsichtiger begegnen“, eine „positivere Deutung“ probieren, die auslösenden Gedanken infrage stellen oder sich eine Zerstreuung suchen, wenn man in schlechter Stimmung ist. Das sind richtige Hinweise. Den Menschen, die ich bei mir sehe, würden sie allerdings wohl nicht helfen. Sie haben vieles schon selbst probiert, aber ohne gewünschten Erfolg. Sie wollen sich innerlich befreien und den Problemzustand verlassen. Eine Voraussetzung dafür ist, dieser Meinung bin ich jedenfalls, dass blockierte Energie in dem Menschen gelöst werden kann. Nur wenn sie wieder zu fließen vermag, findet eine Befreiung statt. Energetische Hypnose ist diejenige Herangehensweise, die ich dafür anbiete. Erfahrungen aus der Paartherapie Menschen gehen meist zum Therapeuten, weil etwas nicht in Ordnung ist. In Paartherapien ist es oft so, dass das Paarklima einerseits schlecht ist, andererseits mindestens einer der Partner die Gründe sehr deutlich benennen kann. Oft ist der Leidensdruck sehr groß. Es kann dann sogar erleichternd sein, wenn der eine Partner erfährt, was den anderen belastet. Mit dem Wissen um die Gründe müsste es doch möglich sein, dass man die Probleme löst! Leider ist das oft nicht der Fall. Obwohl die Gründe angeführt werden, man gemeinsam darüber spricht, einer oder vielleicht auch beide Partner an ihrem Verhalten etwas ändern – die Stimmung ändert sich meistens kaum. Vielmehr ist es oftmals so, dass neue Gründe vorgebracht werden, und so entsteht eine endlose Schleife aus Benennung von Problemen, beiderseitigen Lösungsversuchen, vielleicht kurzer Stimmungsaufhellung und erneuter Stimmungseintrübung. Das legt den Gedanken nahe, dass es oft nicht die „Gründe“ sind, die die schlechte Stimmung bewirken, sondern dass es umgekehrt ist: Eine schon längere Stimmungseintrübung setzt die Betroffenen unter Stress. Sie werden zunehmend dünnhäutig. Sie selbst wollen oft nicht so sein und versuchen sich zu beherrschen. Sie wollen sich nichts anmerken lassen. Das ist ungefähr vergleichbar damit, wie wenn wir einen köchelnden Topf am Überlaufen hindern wollen, indem wir auf den Deckel drücken. Das geht eine Zeit lang gut, ist aber sehr anstrengend und irgendwann erlahmt die Kraft. Dann bricht es unversehens aus uns hervor. Der Anlass kann ein ganz nichtiger sein (z.B. die berühmte Zahnpastatube, die nicht richtig ausgedrückt worden ist). Er erklärt nicht die Gefühle, die sich da plötzlich Bahn brechen wollen. Das macht es den Betroffenen schwer, sich einen Reim darauf zu bilden. Sie können es sich oft selbst nicht erklären, was da gerade mit ihnen geschieht. Sie suchen nicht selten verzweifelt nach Gründen, ohne zu Lösungen zu kommen. Der gestörte Energiefluss Vielen ist der Gedanke fremd, es könnte an ihrem Energiehaushalt liegen. Denn in unserer Kultur etabliert ist das monokausale Denken: Es müsse doch einen wahren Grund geben! Stattdessen ist es, denke ich so, dass es sehr viele Gründe gibt: innere Verschaltungen, komplizierte Netzwerke, Schaltkreise, die im Inneren wirken, ohne dass das Bewusstsein es weiß. Es ist nicht unähnlich einem Computer, der irgendwie nicht funktioniert. (Näheres findet sich auf meiner Seite mit dem Titel Alarmreaktion .) Warum geht der Computer nicht mehr, wo liegt die wahre Ursache? So zu fragen ist monokausal und verschließt sich dadurch der Einsicht, dass auch der Computer ein Netzwerk ist, in dem Schaltkreise arbeiten und aufeinander einwirken. Durchaus nicht unähnlich einem Computer könnten wir Menschen uns „neu sortieren“, wenn wir uns von Spannung befreien könnten. Wir müssten wieder „herunterkommen“. Nicht umsonst sagt man auch, dass man „hinterher schlauer sei“. „Hinterher“, z.B. nach einer Prüfung, bei der das Geübte plötzlich „weg“ war, fällt es einem oft wieder ein. Der Spannungsdruck ist abgefallen, die Kompetenzen sind wieder da. Energetische Hypnose ist ein Weg, dorthin zu gelangen. Anmerkungen: 1) Daniel Goleman: Emotionale Intelligenz, München 1999, S. 82
von Elmar Basse 17. April 2023
Was in Psyche und Körper vorgeht, ist dem Bewusstsein oft schwer verständlich. Viele Menschen leiden schon lange ohne wirkliche Besserung. Was sie eigentlich wirklich haben, ist die Frage, die sich oft stellt. Was ist die Ursache ihres Leidens? Wenn man sie nur finden könnte, wäre man schon einen Schritt weiter. Tatsächlich ist es aber so, dass jeder dritte leidende Mensch, der die hausärztliche Praxis wegen körperlicher Beschwerden aufsucht, sie ohne Befund wieder verlässt. „ Denn obwohl die Betroffenen über Schmerzen klagen, findet der Arzt nichts. “ Bei psychischen und psychosomatischen Themen dürfte es kaum besser aussehen. Das bedeutet jedoch nicht, dass es keine Gründe gebe oder dass man nichts machen könne. Es ist nur das monokausale Denken, das uns oft in die Irre führt. Psychische und körperliche Gesundheit hängen oft nicht von „einem“ Grund ab. Sie sind das Ergebnis vieler Prozesse, die auf den Menschen einwirken und sich gegenseitig verstärken, sodass sie das Gleichgewicht stören können. Es ist z.B. sehr verständlich, wenn ein an Flugangst leidender Mensch die Turbulenzen verantwortlich macht, die von ihm erlebt werden mussten, als sich die Flugangst meldete. Vielleicht wäre er frei von Flugangst, hätte es keine Turbulenzen gegeben? Sind sie also verantwortlich und liegt hier der wahre Grund der Angst? Das klingt sicher naheliegend. Nur wäre dann vielleicht zu fragen, warum nicht alle Mitreisenden ganz ähnliche Symptome erlebten. Denn alle sind gleichermaßen betroffen, reagieren jedoch verschieden. Oder ein Fall von sozialer Angst: Betroffene können sich oft erinnern, wie sie sozial unter Druck gerieten, als sie z.B. in ihrer Schulzeit einmal etwas vortragen mussten. „Seit diesem Zeitpunkt war die Angst da …“ (Es könnten auch andere Erlebnisse sein.) Oder war sie schon vorher da und nur noch nicht zum „Ausbruch“ gelangt? Vielleicht war das Erlebnis so schmerzhaft, weil dieser Mensch verletzbar war, als er vor der Klasse stand. Vielleicht war seine Verletzlichkeit vorher nicht so zutage getreten; jetzt aber wurde sie offenbar. Die energetische Tiefenhypnose befasst sich als psychische Heilbehandlung mit der Verletzlichkeit des Menschen. Heilende Wirkung kann entstehen, wenn etwas im Innern gesund werden kann. Der bewusste Verstand kann hier nicht helfen. Er beugt sich wie ein Computerbenutzer über das defekte Gerät und rätselt über den „wahren Grund“: Warum ist das Programm abgestürzt? Wieso funktioniert es nicht mehr? Hab ich die falsche Taste gedrückt? So einfach ist es meistens nicht. Häufig sind es „Netzwerkprobleme“. Schaltungen wirken aufeinander, erzeugen Wechselwirkungen, die nicht immer günstig sind. Die Verletzlichkeit des Menschen kann zu innerem Spannungsdruck führen, der die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass es zu Verletzungen kommt. So paradox es klingen mag, ist es im psychischen Bereich darum so: Erst heilt der Mensch im Inneren; es ist seine eigene innere Heilkraft, die die Verletzungen heilen lässt. Die energetische Tiefenhypnose richtet sich aktivierend auf innere Kräfte, die im Menschen angelegt sind, auch wenn er sie bewusst nicht kennt.
von Elmar Basse 17. April 2023
Als Begründer der modernen Hypnose wird weithin Franz Anton Mesmer (1734 – 1815) gesehen. Seine Arbeit vollzog sich so, dass er mithilfe von „Passes“ eine Trance einleitete: Mit seinen Händen strich er über den Körper, ohne diesen zu berühren. Es sollte eine magnetische Wirkung eintreten, die eine Heilkraft entfalten konnte. Das mag heute seltsam anmuten. Nicht viele Menschen arbeiten so. Die moderne Schulhypnose, die sich um wissenschaftliche Anerkennung bemüht, betrachtet das Verfahren mit Skepsis. Dass Energie „übertragen“ wird, kann sie wissenschaftlich nicht messen und distanziert sich lieber davon. Für Mesmer aber ist es klar, dass es etwas Stärkeres gibt „als alle chemischen Medikamente“, und das ist der „lebendige Mensch“, der einem anderen helfen kann, und zwar „durch seine Gegenwart und nervenmäßige Beeinflussung“: „‚Von allen Körpern in der Natur wirkt auf den Menschen am allerwirksamsten der Mensch selbst.‘“ (1) Das Prinzip ist leicht zu verstehen: Um therapeutisch helfen zu können, muss ein Mensch Heilkraft entfalten können (es sei denn, er verwendet Medikamente, denn dann wäre es deren Heilkraft). Anbieten lässt sich jedoch allein, was man selber schon besitzt. Im therapeutisch tätigen Menschen muss also Heilkraft vorhanden sein, die er helfend anbietet, das heißt also: „überträgt“. Wo kommt diese Heilkraft her? Ist sie jedem Menschen gegeben? Kann man sie einfach „abrufen“? Franz Anton Mesmer ist der Meinung – und wer wollte ihm widersprechen? –, dass die Welt, in der wir leben, „keineswegs ein leerer, unbeseelter Raum, ein totes, teilnahmsloses Nichts ringsumher um den Menschen“ ist. (2) Kann etwa nicht jeder Mensch spüren, dass in Räumen, die wir betreten, eine „Atmosphäre“ herrscht, ein irgendwie „zwischenmenschliches Klima“, wenn Menschen in diesen Räumen sind (oder waren)? Strahlt nicht jeder Mensch etwas aus, seine persönliche Ausstrahlung, sein ganz eigenes Charisma? Wir alle nehmen das irgendwie wahr, auch wenn wir es nicht bewusst registrieren. Für Mesmer war die Welt „durchdrungen von unsichtbaren, unfassbaren und nur innerlich fühlbaren Wellen, von geheimnisvollen Störungen und Spannungen, die in dauernder Überleitung einander berührten und belebten, Seele zu Seele, Sinn zu Sinn“. (3) Mesmerisieren (bzw. magnetisieren) bedeutet dann für den Therapeuten, dass er als ein Vermittler fungiert: Nicht er selbst ist es, der heilt, sondern er setzt sich in Verbindung mit einer Art von größerer Kraft, die Mesmer selbst nicht benennen kann, die er aber sehr deutlich spürt, mit der er sich in Verbindung setzt, um dem kranken Menschen zu helfen. Denn die Krankheit ist letztendlich eine Störung in dem Fließen der Lebenskraft. Etwas im Innern gelangt aus dem Takt, aus der inneren Harmonie. Menschen können das selber spüren: Wohl jeder kennt es, dass er „im Flow“ ist: dass die Dinge richtig laufen, dass man selbst einen guten Lauf hat (Jogger kennen das wohl alle: ab einem bestimmten Punkt „läuft es irgendwie von selbst“), dass etwas leicht von der Hand gehen kann; die Erfolge stellen sich ein; man fühlt sich innerlich wohl und gesund. So aber bleibt es leider nicht immer. Denn der Strom der Energie kann immer wieder ins Stocken geraten, ohne dass man weiß, warum. Allmählich beginnt es schwierig zu werden. Man muss zunehmend Mühe aufwenden, um den Alltag bestehen zu können. Manches zehrt dabei an den Nerven. Dem Menschen selbst ist es oft nicht bewusst. Meistens ist es ja auch so, dass sich nach einer gewissen Zeit etwas im Inneren wieder einrenkt und man zurück in den Flow gelangt. Wenn jedoch die Störung anhält und der Lebensfluss dauerhaft stockt, können sich Blockaden bilden. Im ungünstigen Fall kann es dazu kommen, dass dadurch Krankheitssymptome entstehen, psychisch oder auch körperlich. Nicht immer findet der Arzt den Grund, nicht immer kann er tätig werden, und zwar gerade dann oftmals nicht, wenn er die Ursache nicht entdeckt (siehe auch meine Seite Mensch & Krankheit ). Das aber bedeutet dann gerade nicht, dass der leidende Mensch „nichts hat“ und dass er nur an Einbildung leidet. Das ist nur so in einer Sicht, die auf isolierbare Krankheiten starrt und dabei vielleicht nichts entdecken kann, statt den kranken Menschen zu sehen („‚Es gibt keine Allgemeinkrankheiten, sondern nur mehr Organ- und Zellenkrankheiten.‘“ (4) - Rudolf Virchow, einer der Begründer der modernen Medizin (1821-1902)). Mesmerisieren (bzw. Magnetisieren, wie Franz Anton Mesmer selbst es nannte) bedeutet dann, dass der Therapeut dabei hilft, den Strom der Lebensenergie wieder fließen zu lassen. Er arbeitet also darauf hin, dass „Körpersäfte und Körperkräfte“ wieder ins Gleichgewicht gelangen. Denn es ist ihr Ungleichgewicht, aus dem die Krankheiten resultieren. Für meine eigene hypnotische Arbeit verwende ich lieber den Begriff „energetisch“, als von Magnetismus zu sprechen, weil es schwer zu fassen ist, was es für eine Art von Energie ist, deren Heilkraft zu nutzen ist. Es käme mir sehr fragwürdig vor, wenn jemand wirklich behaupten wollte, dass er kein Gefühl dafür habe, denn sie lebt in jedem von uns. Was ich therapeutisch mache, könnte prinzipiell jeder Mensch. Er müsste nur bereit dazu sein, den nötigen Aufwand zu betreiben, um sich mit dieser schwer greifbaren Kraft wirkungsvoll in Verbindung zu setzen. Anmerkungen: 1) Stefan Zweig: Heilung durch den Geist, Kindle Pos. 43365 ff. 2) Stefan Zweig, a.a.O., Pos. 43037 3) Stefan Zweig, a.a.O., Pos. 43037 4) Stefan Zweig, a.a.O., Pos. 42845
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